Der Besen kehrt weiter

Unverbesserlicher Justizsenator: Roger Kusch degradiert die nächste unbequeme Haftanstaltsleiterin

Das Personalkarussell in der Justizbehörde und der ihr unterstehenden Haftanstalten rotiert weiter: Am Montag wird Justizsenator Roger Kusch der Öffentlichkeit einen neuen Vize-Leiter der Justizvollzugsanstalt Billwerder-Moorfleth präsentieren.

Es handelt sich dabei nach taz-Informationen um den Hanschristian Lohmann, einen 27 Jahre jungen Richter auf Probe ohne jede Praxis-Erfahrung im Strafvollzug. Er soll die jetzige stellvertretende Anstaltsleiterin Hannelore Evard ablösen, die nach Informationen der Hamburg-Welle zugunsten ihres Nachfolgers zur Vollzugsleiterin herabgestuft werden soll. Der Neue, der in Würzburg studiert hat, soll zunächst 18 Monate auf dem Posten bleiben – wenn er eingearbeitet ist, muss er das Richteramt antreten.

Damit setzt Kusch seine Personalpolitik des „eisernen Besens“ fort, die ihn schon – formal als Zeuge, faktisch als Beschuldigten – vor den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss „Schwarzer Filz“ brachte. Pikant an der neuen Personalie: Hannelore Evard ist im Gegensatz zu ihrem Nachfolger nicht nur eine erfahrene Vollzugsleiterin, sie war auch die Stellvertreterin der von Kusch zwangsversetzten ehemaligen Leiterin der Vollzugsanstalt Vierlande, Claudia Dreyer. Der in Ungnade gefallenen Dreyer hatte Kusch schriftlich die Leitung des Gefängnisses Billwerder-Moorfleth zugesagt, sie dann aber zur stellvertretenden Leiterin der Untersuchungshaftanstalt Holstenglacis degradiert.

Durch kritische Aussagen zur Abschaffung des Spritzentauschs für Drogensüchtige im Knast hatte sich Dreyer bei dem Justizsenator unbeliebt gemacht. „Da Evard aus dem selben Stall stammt, war sie Kusch schon lange ein Dorn im Auge“, verrät ein Mitarbeiter der Justizbehörde, der ungenannt bleiben will.

Marco Carini