Münteferings bester Mann: Kajo Wasserhövel

In der SPD wächst der Einfluss Nordrhein-Westfalens: Der neue SPD-Bundesgeschäftsführer kommt wie Parteichef Franz Müntefering aus dem größten Bundesland. Kajo Wasserhövel ist seit Jahren engster Vertrauter Münteferings

Spin Doctor, Kanalarbeiter, Redenschreiber – Karl-Josef Wasserhövel ist der Mann hinter Franz Müntefering. Wie ein Schatten begleitet „Kajo“ Wasserhövel seit etwa zehn Jahren die politische Karriere des Sauerländers. Der 40-jährige Familienvater mit den kurzen, schwarzen Haaren gilt als engster Berater des zukünftigen SPD-Parteichefs. Während Generalsekretär Klaus Uwe Benneter zum politischen Freundeskreis des Bundeskanzlers gerechnet wird, ist Wasserhövel Münteferings Mann. Als kommender Bundesgeschäftsführer wird er so etwas wie der Verwaltungschef des sozialdemokratischen Parteiapparats. Öffentlichkeitsscheu, geräuschlos und solide wird Wasserhövel seinem Herrn dienen.

Ähnlich wie Müntefering wuchs Kajo Wasserhövel in der sozialdemokratischen Diaspora auf, im tiefschwarzen Münsterland. In den 80er Jahren wurde der gebürtige Bocholter bei den Jungsozialisten zwischen Nicaragua und Stamokap politisch sozialisiert. „Kajo konnte Leute überzeugen“, erinnert sich ein Juso-Kollege an unendliche Debatten bei der SPD-Nachwuchsorganisation. Wasserhövel sei aber niemals ein verbohrter Linker gewesen: „Er hat einen wunderbar trockenen Humor.“ Nach dem Geschichtsstudium in Münster fing Wasserhövel in Dortmund als Jugendbildungsreferent beim SPD-Bezirk Westliches Westfalen (WW) an. 1995 verpflichtete ihn der damalige WW-Bezirkschef und NRW-Arbeitsminister Franz Müntefering zunächst als Redenschreiber, später als Büroleiter.

Wenn es sein muss, erledigt Wasserhövel unangenehme Aufgaben. In der Berliner SPD-Zentrale räumte er 1999 bei Münteferings Amtsantritt als Generalsekretär kräftig auf. Gemeinsam mit Parteisprecher Michael Donnermeyer und Bundesgeschäftsführer Matthias Machnig bildete Wasserhövel „Müntis Boygroup“ (Der Spiegel). Die drei jungen Gehilfen bauten das Willy-Brandt-Haus zu Münteferings Bastion aus – die neue Aufgabe wird dem Münsterländer also bekannt vorkommen. Im letzten Bundestagswahlkampf war Wasserhövel zudem zuständig für die Onlinekampagne der SPD. Über seinen PC gingen täglich die „Rapid Responses“, elektronische Argumentationskärtchen, an die Parteigliederungen. „Wahlen werden auch im Netz entschieden“, sagte Wasserhövel damals über seine digitale Aufgabe. 600 freiwillige „Online-Campaigner“ in ganz Deutschland fuhren bei dem erfolgreichen Wahlfeldzug täglich ihre Rechner hoch.

Zum Thema Internet und Politik äußert sich der Computer-Fan Wasserhövel gern und ausführlich. Über seine Arbeit als wichtigster Berater von Franz Müntefering schweigt er sich indes meistens aus. „Das ist eine andere Sache.“ Dabei wirkt Wasserhövel wie eine optimierte Version seines Chefs. Müntefering hat einmal von sich gesagt: „Ich kann nur kurze Sätze.“ Kajo Wasserhövel sagt oft gar nichts.

MARTIN TEIGELER