Heldengedenken in Pink

AntimilitaristInnen streichen das Kriegerdenkmal in den Wallanlagen an, um auf dessen Nazi-Geschichte aufmerksam zu machen. Grünen-Politikerin fühlt sich zum Handeln angesprochen

VON CHRISTIAN JAKOB

In der Nacht auf den Volkstrauertag am Sonntag haben Unbekannte die komplette Innenseite des Kriegerdenkmals auf der Altmannshöhe in den Wallanlagen Pink angestrichen. „Da heute wieder Soldaten für deutsche Interessen sterben, haben wir dem Heldengedenken einen anderen Anstrich gegeben“, heißt es in einem bei der taz eingegangenen Schreiben.

Das 1935 von den Nazis errichtete „Kriegerehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges“ befindet sich auf der Altmannshöhe hinter der Kunsthalle. Es handelt sich um eine runde Backstein-Mauer, auf jedem der Steine ist der Name eines gefallenen Soldaten eingraviert. Weiter wird der während der Räterepublik „im Kampf um die Befreiung Bremens“ gefallenen Mitglieder des Freikorps Caspari gedacht.

„Das Heldengedenken gibt vor, dass es Gründe gibt, für die Soldat_innen in den Krieg ziehen, töten und sterben sollen“, schreiben die AnstreicherInnen weiter. Bei „all dem Heldengedenken und seinem soldatischen Männerbild wird über die Kriegsgründe nicht mehr reflektiert. Vielmehr wird gelogen, bis möglichst viele bereit sind, ihre Mitmenschen sterben zu sehen.“ Weil „SoldatInnen heute immer mehr zum globalen Mittel der Politik werden“, wie im Kosovo, dem Kongo oder Afghanistan, sei Heldengedenken als „Element der Kriegsmotivation“ anzugreifen. Jeder Mensch, der dort sterbe, sei „einer zu viel“. Um „alle Gewaltopfer zu trauern, ist richtig, nicht aber um die Soldaten, die sie waren“. Das Schreiben schließt mit der Aufforderung, die Gipfelfeierlichkeiten zum 60. Jahrestag der NATO-Gründung im April in Straßburg „den Rhein runter zu spülen“.

Bei der Polizei war bis zum Montagmittag keine Anzeige wegen der Aktion eingegangen. „Wir haben heute von Amts wegen eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufgenommen“, sagte ein Polizeisprecher. Eine Schätzung über die Höhe des Schadens konnte die Polizei noch nicht machen.

Die pinke Bemalung sei „keine akzeptable Form des Protestes“, sagt der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, Georg Skalecki. „Wir müssen das Denkmal so annehmen, wie es uns die Geschichte überliefert hat.“ Es sei aber möglich, das Kriegerdenkmal „umzuwidmen oder zu kommentieren wie den Elefanten“, so der Landeskonservator.

Der sieben Meter hohe Klinkerelefant hinter dem Hauptbahnhof wurde 1931 als „Reichskolonialehrendenkmal“ für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Kolonialkrieger gebaut. Nach jahrzehntelanger Kritik benannte es die Bürgerschaft 1989 offiziell in „Antikolonialdenkmal“ um. Seitdem erinnern zwei Bronzetafeln an den antikolonialen Widerstand und die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft, insbesondere im heutigen Namibia. Ob man auch auf der Altmannshöhe so verfahren solle, sei „die Entscheidung der Politik“, sagt Skalecki.

Die für Denkmäler zuständige grüne Bürgerschaftsabgeordnete Karin Krusche findet es „gut, dass Leute darauf aufmerksam machen, dass es ein Denkmal gibt, dessen Botschaft man mal überdenken sollte“. Solche Erinnerungsstätten seien zwar Zeugnisse ihrer Zeit, doch man könne „kontrovers diskutieren, ob sie so noch zeitgemäß“ seien. Die bei dem Elefanten gewählte Lösung könnte ein Vorbild sein. Ein Diskussionsanstoß dürfe „nicht durch Zerstörung“ von Denkmälern geschehen, „aber anmalen ist nicht zerstören“. In der Vergangenheit habe es wiederholt Initiativen gegeben, die das Kriegerdenkmal kritisiert hätten. „Die sind aber immer ohne Folgen geblieben.“ Insofern sei die Aktion ein „guter Anlass für die Stadt und die Kulturdeputation, sich damit mal auseinander zusetzen“, so Krusche.