Demo gegen rechten Handel

„Pass auf, ‚Sportsfreund‘“: 600 Menschen protestierten am Samstag gegen einen Naziladen im Faulenquartier. Das „Ladenschluss“-Bündnis will seine Kampagne jetzt fortsetzen

von CHRISTIAN JAKOB

Über 600 Menschen demonstrierten am Samstag in der Innenstadt gegen die Geschäftsstrukturen der Bremer Nazi-Szene. Die Proteste richteten sich unter anderem gegen einen Laden namens „Sportsfreund“ in der Faulenstraße, der nach Ansicht des antifaschistischen „Ladenschluss“-Bündnisses „die Konsumwünsche der stetig wachsenden Neonazi-Kultur befriedigt“. In den letzten Jahren habe sich in Bremen „eine gut organisierte militante rechte Szene gebildet, die mit Nazi-Schick Geschäfte macht“, so das Bündnis im Aufruf zu der Demo.

Gegen 11.30 Uhr setzte sich der Demonstrationszug am Marktplatz in Bewegung. Die überwiegend jungen Antifas zogen durch die Obernstraße. Sie trugen dabei Transparente mit Aufschriften wie „Pass auf, Sportsfreund“ und skandierten: „Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen.“ In der Faulenstraße näherte sich der Zug dem Laden auf etwa 100 Meter. Die Demo stoppte an einer zuvor errichteten massiven Sperre der Polizei, die zwei Wasserwerfer auf der Faulenstraße postiert hatte. Gleich zu Beginn der Kundgebung zog die Polizei Beweissicherungs-Einheiten und Greiftrupps zusammen.

„Auch wenn die Front harmlos aussieht: Mit dem ‚Sportsfreund‘ hat sich hier fast unbemerkt ein Neonazi-Treffpunkt breitgemacht“, hieß es in einem Redebeitrag. „Sie wollen sich in der Mitte unserer Stadt etablieren, um in der Mitte der Gesellschaft anzukommen.“ Eine Rednerin erinnerte daran, dass es immer wieder gelungen ist, durch öffentlichen Druck die Schließung von Nazigeschäften in Innenstädten zu erreichen, so in Magdeburg, Berlin und Leipzig. In Hamburg musste im Oktober ein Geschäft, das in der Mönckebergstraße „Thor Steinar“-Kleidung verkaufen wollte, nach nur vier Wochen dichtmachen.

Mehrfach warf sie den zuständigen Stadtteilpolitikern in Bremen Untätigkeit vor. „Von Robert Bücking, haben wir bis jetzt noch nichts gehört.“ Die Faulenstraße fällt in den Verwaltungsbezirk Mitte, der dem grünen Ortsamtsleiter Robert Bücking untersteht. Für Aufregung sorgte die Meldung, ein Demonstrant sei in einer Seitenstraße von Nazis abgepasst und verletzt worden. Wiederholt wurden vereinzelten Gruppen von rechten Hooligans beobachtet, die sich der Demo näherten. Zum Teil wurden sie dabei von vermummten Polizeieinheiten kontrolliert und auch abgefilmt. Augenzeugen hätten beobachtet, wie an der Schlachte eine Gruppe von 30 rechten Hooligans von der Polizei aufgehalten worden sei, berichtete das „Ladenschluss“-Bündnis. Die Polizei wollte dies nicht bestätigen.

Nach einer knappen Stunde zogen die Antifas zum Marktplatz zurück. Die Polizei sprach von einem „friedlichen Versammlungsverlauf ohne besondere Vorkommnisse“. Die Straßen um das Faulenquartier blieben rund zwei Stunden gesperrt. „Die Mobilisierung hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagte Tobias Helfst vom „Ladenschluss“-Bündnis. „Das war für uns aber erst der Auftakt der Kampagne.“ Das „Sportsfreund“ sei nicht das einzige Geschäft seiner Art. Auch das so genannte Sportgeschäft „Sieg oder Spielabbruch“ in Hastedt richte sich explizit an die rechtsradikale Szene. Der „Heimdall“-Versand in Bremen-Nord vertreibe seit Jahren völlig ungestört tausende NS-verherrlichender Tonträger. Das Bündnis werde „nicht eher locker lassen, bis alle Naziläden in Bremen geschlossen sind“ .