Protest in Oxford gegen Holocaust-Leugner: Grenzen der Meinungsfreiheit

Der Debattierclub in Oxford ist für illustre Gäste und provokante Themen bekannt. Doch die Einladung von Holocaust-Leugnern ging vielen zu weit. Heftige Proteste drohten die Veranstaltung zu sprengen.

Mit der Einladung Irvings hört die berühmte britische Toleranz auf. Bild: reuters

BERLIN/LONDON taz/dpa Einmal in der Woche treffen sich die Mitglieder des Debattierclubs der renommierten Oxford-Universität um zu diskutieren - und sich von den geladenen Gastrednern unterhalten zu lassen. Gäste und Themen sind mitunter illuster. In der über hundertjährigen Geschichte der Diskussionsrunde waren bereits die Queen und Jon Bon Jovi, Winston Churchill und Ronald Reagan, der Dalai Lama und zwei Pornodarstellerinnen zu Gast.

Ebenso breit gefächert sind die Themen, die zur Debatte stehen: Mal geht es um die Existenz von Außerirdischen, dann um den Mittleren Osten oder darum, ob die Beatles oder Oasis die bessere britische Popmusik machen. Dass Provokation bei der Auswahl der Redner wichtig ist, ist bekannt. Denn für angeregte und provokante Diskussionen ist der Debattierclub bekannt.

Nun scheint das Auswahlkommitee allerdings über die Stränge geschlagen zu haben: Der Holocaust-Leugner David Irving sollte am Montag mit Nick Griffin, Chef der britischen rechtsextremen Partei BNP, diskutieren. Das Thema: Grenzen der Meinungsfreiheit. Doch schon mit der Einladung beider Männer hat der Debattierclub wütende Kritik auf sich gezogen.

David Irving war im Februar 2006 in Österreich zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt, aber im Dezember vorzeitig entlassen worden. Er hatte mehrmals den Holocaust geleugnet. Nick Griffin war 1998 wegen Rassenhasses verurteilt worden.

Bei der Veranstaltung am Montagabend kam es schließlich zu heftigen Protesten. Rund 30 Demonstranten durchbrachen die Absperrungen und drangen in das Gebäude der Oxford Universität ein. Vor dem Gebäude versammelten sich rund 500 Aktivisten und Anti-Faschisten.

Die Debatte konnte wegen der Proteste nicht pünktlich beginnen - aus "Sicherheitsgründen" traten beide Redner in getrennten Räumen auf. David Irving debattierte mit dem Demokraten Evan Harris und der Journalistin Anne Atkins in einem, Nick Friffin mit Studenten der Ofxord Universität in einem anderen Raum.

Der Tory-Abgeordnete Julian Lewis war schon vor der Veranstaltung aus Protest aus dem Club ausgetreten, Verteidigungsminister Browne hatte seinen Auftritt bei der Veranstaltung abgesagt. Der Vorsitzende des Studentenverbandes Oxford Student Union, sagte, es sei "eine Schande", dass die beiden auf derselben Veranstaltung sprechen würden wie einst Mutter Teresa und der Dalai Lama. Und der Vorsitzende der Kommission für Gleichberechtigung und Menschenrechte erklärte, "Dies ist keine Frage der Redefreiheit, das ist eine jugendliche Provokation."

Der Debattierclub dagegen blieb bei seiner Entscheidung für die Einladung und betonte, es sei wichtig, Menschen mit verschiedenen Ansichten eine Plattform zu geben.

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