Linke zanken vor Vorstandswahl

„Sektierer, Mobbing, Klüngelei“: Die Linken in Schleswig-Holstein gehen nicht gerade zimperlich miteinander um. Es kracht und kriselt und am kommenden Wochenende sollen die Parteimitglieder einen neuen Vorstand wählen

Vor dem Landesparteitag am kommenden Wochenende, auf dem ein neuer Vorstand der Partei bestimmt werden soll, zog Bundestagsabgeordneter Lutz Heilmann in einer Pressekonferenz Bilanz und gleichzeitig über abwesende ParteifreundInnen her. Dabei waren Mitglieder des „Neumünsteraner Kreises“, einer neuen Gruppe innerhalb der Linken. Sie will ein „Forum für alle Genossinnen und Genossen“ sein und sich für „solidarische Kooperation, politische Kompetenz und transparente Strukturen“ einsetzen – daran hapert es zurzeit, wie die Linken einräumen. „In vielen Kreisverbänden gibt es Streit, das geht sogar vor bürgerliche Gerichte“, sagt Nidda Schweda, Sprecherin des Neumünsteraner Kreises. Sachfragen kümmern wenig – zwischen den Personen kriselt und kracht es.

So hat Lutz Heilmann, der wegen einer verschwiegenen Stasi-Mitarbeit nicht unumstritten ist, seine besonderen Probleme mit dem Kreisverband Lübeck: „Kollegen aus der Lübecker Ecke wollen mich weghaben. Wenn man vom Willen des dortigen Vorsitzenden abweicht, wird man gemobbt.“

Ursprünglicher Grund für den Streit war der Kampf um einen Posten, so Heilmann, und dann fiel das Stichwort: Einige Leute wollten sich „Pfründe sichern“. Heilmann weiter: „Je erfolgreicher die Linke ist, desto mehr bezahlte Posten gibt es, das ist ja interessant.“ Der Neumünsteraner Kreis wolle endlich Sacharbeit machen, alte Gräben schließen und „mit Politik Landespolitik gestalten“, so Heilmann.

Antje Jansen, bis zur Wahl noch Landessprecherin der Partei und Fraktionsvorsitzende in Lübeck, sieht das anders: „Da geht es nur um Spitzenplätze, Macht und Mittel.“ Heilmann wolle „mit aller Macht“ wieder für den Bundestag aufgestellt werden.

Von Offenheit der neuen Gruppe könne keine Rede sein: „Wir Lübecker waren ausgeladen.“ Jansen tritt für den Vorstand nicht mehr an, sie habe mit dem Fraktionsvorsitz genug zu tun. Außerdem sei die Zusammenarbeit schwierig gewesen: „Wir hatten keine Zeit, politisch zu arbeiten, es ging immer nur um den Hickhack.“

So kandidieren für das Amt der Sprecherin Angela Whyte, Kreisverband Kiel, und Cornelia Möhring, Kreisverband Plön. Für den Sprecher-Posten bewerben sich der Amtsinhaber Lorenz Gösta Beutin aus Stormarn und Björn Radke, Kreis Segeberg.

Angesichts der Querelen sei es nicht gut, dass die Mehrzahl der Vorstandsmitglieder weitermachen will, findet Jansen: „Eigentlich sollten sie neue Leute ranlassen.“ ESTHER GEISSLINGER