Lieber Bus als Bahn fahren

TRAM Die Straßenbahn-Linien 1 und 8 werden wohl doch nicht wie geplant ausgebaut. Der grüne Bausenator Joachim Lohse reagiert damit auf die Widerstände der AnwohnerInnen

Die Huchtinger wollen nicht Tram fahren. Bild: Wikimedia

Noch ist es offiziell nur eine "Prüfung", die der grüne Bausenator Joachim Lohse da gestern verkündet hat. Und doch sieht es danach aus, als ob unter seiner Ägide die schon beschlossenen Ausbaupläne für die Straßenbahnlinien im Bremer Süden teilweise wieder beerdigt werden. Er reagierte damit auf den anhaltenden Widerstand der betroffenen AnwohnerInnen. Es gebe "neue Entscheider", da müsse man "neu nachdenken", sagte Lohse. Eine endgültige Entscheidung soll Ende Januar fallen.

Konkret geht es um den Ausbau der Linie 1 von der Endhaltestelle am Roland-Center in Huchting über den Willakedamm und Sodenmatt nach Mittelshuchting sowie die Verlängerung der Linie 8 nach Kirchhuchting und weiter über die Landesgrenze hinaus nach Stuhr und Weyhe. Zur Debatte steht nun, auf den Ausbau der Linie 1 ganz zu verzichten. Alternativ dazu wird auch geprüft, ob die beiden Linien teilweise nur eingleisig - statt wie bisher geplant: überwiegend zweigleisig - ausgebaut werden. Auch ein Festhalten an der bisher geplanten Trassenführung steht noch zur Diskussion, gilt aber als eher unwahrscheinlich - auch wenn Lohse ebenso wie Michael Hünig, Vorstand der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) sagt: "Wir wissen noch nicht, wo wie landen werden."

Die Planungen für den Ausbau reichen zurück bis in die Neunzigerjahre, seit 2005 wurde konkret an dem Projekt gearbeitet, 2010 begann das Planfeststellungsverfahren. Das Anhörungsverfahren brachte allein 264 Einwände von Privatleuten, weitere 42 von Institutionen. Hinzu kommen zehn Petitionen in der Bürgerschaft mit zum Teil mehreren Hundert UnterstützerInnen. Die Hälfte von ihnen wurde zuletzt negativ beschieden. Und doch heißt es nun: Nach Sichtung der Einwendungen und Petitionen sei "in Teilen" eine Planänderung "geboten", um eine "Baureife" im Konsens mit den Anliegern zu erzielen.

Martin Danne, einer der Sprecher der Anwohnerinitiative, ist "froh" über die sich andeutende Kehrtwende in der Bauplanung, verbucht sie als Erfolg des Bürgerprotests. Viele Huchtinger halten den Ausbau der Tram für "nicht erforderlich", den bestehenden Busverkehr im Stadtteil für "ideal". Des Weiteren befürchten sie "unzumutbare Beeinträchtigungen" für Wohnhäuser, Schule und Kita am Willakedamm und eine nachhaltige Störung für das Zentrum Huchtings. Sie klagen, weil sie 5.500 Quadratmeter Privatgrund hergeben sollen. Zudem sollten ursprünglich 900 zum Teil alte Bäume gefällt werden. Nach ersten Zugeständnissen an die Betroffenen - noch unter dem grünen Bausenator Reinhard Loske - waren es immer noch 600 Bäume, die der Straßenbahn weichen sollten. Zudem zweifeln die Huchtinger daran, dass die Fahrgastzahlen der neuen Tram so hoch würden wie von der BSAG angeben. Und verweisen auf die "immensen" Kosten des Projekts, die 2008 auf rund 80 Millionen geschätzt worden waren. Inzwischen dürften es deutlich mehr werden.

Danne fordert nicht nur, dass der Ausbau der Linie 1 "eingestampft" wird. Auch die geplante Trasse der Linie 8 entlang der Bremen-Thedinghauser Eisenbahn stößt im Stadtteil auf Kritik. Dort bevorzugt man eine Route entlang der Kirchhuchtinger Landstraße. Darüber will Lohse nicht diskutieren - dieser Wunsch würde ihm zufolge 30 Millionen Euro extra kosten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.