Kommentar zur Solon-Pleite: Endlich erwachsen werden

Die Politik sollte jetzt nicht den Fehler machen und Solon mit weiteren Millionen Euro Steuergeldern zu retten. Die Firma muss lernen, kreativ zu wirtschaften.

Das Land Berlin gibt den insolventen Solarzellenhersteller Solon noch nicht auf. "Wir haben ein großes Interesse daran, dass der Standort in Berlin erhalten bleibt und Solon schnell wieder konkurrenzfähig wird", sagte der Berliner Senatssprecher Richard Meng am Freitag. Zu einer eventuellen Rettung der Firma durch eine erneute Finanzspritze wollte er sich jedoch nicht äußern. Das Land hatte mit 37,4 Millionen Euro für den Solarzellenhersteller mit Sitz in Adlershof gebürgt. Die Betriebsratsvorsitzende dementierte unterdesen Medienberichte über Entlassungen bei der insolventen Solarfirma. "Diese Spekulationen sind verantwortungslos", sagte sie am Freitag. Am Standort Berlin arbeiten 511 Mitarbeiter für Solon. (dapd)

Beim Modulhersteller Solon, dem Aushängeschild der Berliner Reindustrialisierung, stehen Hunderte Jobs auf dem Spiel. Das ist schlimm. Die Aussage des Senatssprechers, Interesse am Erhalt des Standorts zu hegen, darf aber nicht verstanden werden als "Ja" zum schnellen Bewilligen von Bürgschaften. Auch ein Versuch, das Unternehmen blind mit Steuergeldern zu retten, wäre falsch. Wenn Solon nicht lernt, kreativ zu wirtschaften, wird es früher oder später scheitern. Dann gehen Jobs und Steuermillionen endgültig verloren.

Das Solon-Management hat in der Vergangenheit Fehler gemacht: Jahrelang hat es sich auf Förderungen ausgeruht, statt auf die wachsende Konkurrenz aus China zu reagieren. Branchenkenner warnen seit Langem, dass die reine Modulproduktion nicht dauerhaft erfolgreich ist. Solon aber machte einfach weiter. Die Firmenchefs strichen zwischendurch Millionen ein - mit ihren Gehältern und indem sie Aktienpakete rechtzeitig abstießen.

Insolvenz ist Chance

Die Insolvenz ist die Chance, das Geschäftsmodell neu auszurichten und zukunftsfähig zu machen. Andere Firmen der Branche zeigen, dass es mit pfiffigen Ideen, mehr Serviceleistungen, besonderer Technik und gutem Marketing möglich ist, sich gegen internationale Konkurrenz zu behaupten. Solon muss wie andere erwachsen werden.

Mit einem bloßen "Weiter so!" und neuen Millionen stünde Solon in kurzer Zeit wieder vor der Pleite. Außerdem gibt es mehr Solarfirmen in Berlin. Wenn sich alle so verhalten wie Solon - soll das Land dann alle retten?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.