Transparent wie Milchglas

Ex-Sat.1-Chef Schawinski hat der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz Klüngel vorgeworfen – ohne Resonanz

Wasser ist trocken. Ein Mensch hat bei der Geburt zwölf Nasen. Und eine Landesmedienanstalt sorgt gerne für Transparenz in eigener Sache.

Als Roger Schawinski, der ehemalige Sat.1-Geschäftsführer, im Sommer in einem Buch Vorwürfe gegen die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt (LMK) erhob, führte das zu: nichts. Kein Kommentar von der LMK. Schawinski hatte im Buch „Die TV-Falle“ die LMK beschuldigt, der in Mainz ansässigen Produktionsfirma von Josef Buchheit, TV IIIa (heute führt er News & Pictures), Drittsendezeiten bei Sat.1 zugeschanzt zu haben – unter anderem dank seiner „jahrelang intensiv gepflegten Kontakte zur Mainzer Staatskanzlei, unter anderem mittels seines besonders regierungstreuen Regionalprogramms“, so Schawinksi, der noch von einem Deal berichtete: Wenn Sat.1 seine Zustimmung gebe, dass Buchheit als externer Produzent Drittsendezeiten bespiele, die es vorschriftsgemäß geben muss, würde ein Schleichwerbungs-Überprüfungsverfahren eingestellt (taz v. 4. 9./7. 9.).

Ungeheuerlich, würde es stimmen. Aber nicht kommentierenswert für die LMK. Stattdessen kam damals ein erboster Rückruf: „Sie rufen den ganzen Tag hier an und nerven meine Mitarbeiter. Das ist doch keine Art.“ Die Haltung der LMK laut Sprecher Joachim Kind: „Zu den Memoiren eines ehemaligen Sat.1-Geschäftsführers geben wir keinen Kommentar ab.“ Gestern sagte er: „Diese Haltung gilt nach wie vor“ – nun, da auch die ARD recherchiert. Gestern berichtete das NDR-Magazin „Zapp“.

Martin Stadelmaier, Chef der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, fand die Geschichte im September sehr wohl prüfenswert: Die Versammlung der LMK sei „da, solche Dinge zu überprüfen“, hatte er der taz gesagt. „Dass sie das tut, davon gehe ich fest aus.“ Tat sie, wie Kind nun sagte: In einem Bericht des Direktors wurde die Versammlung über Schawinskis Kritik informiert. Und sie habe die LMK-Haltung – kein Kommentar dazu – ohne weitere Diskussion geteilt.

Klingt nach einem richtig transparenten Unterfangen. raa