McDonald’s macht jetzt auf fair und bio

Der Lieblingsfeind der Ökoszene hat angesetzt, sein Burger-Image abzulegen. Aber die alten Reflexe funktionieren noch: Verbraucherschützer kritisieren den Einsatz von Gentechnik. Und das Gütesiegel für McDonald’s-Kaffee ist umstritten

„Die sollen erst mal gentechnikfreies Futter benutzen. Der Rest ist nur Kosmetik“

AUS BERLIN PAUL WRUSCH

Jetzt hat der Gesundheits- und Biotrend die Fastfood-Branche erfasst: Seit Donnerstag verkauft der amerikanische Burger-Riese McDonald’s in allen europäischen Filialen nur noch Kaffee, der mit dem Siegel der „Rainforest Alliance“ (RA) zertifiziert ist. Bisher hat sich dieses Angebot auf die McCafés beschränkt. Bereits seit Ende letzten Jahres werden dort Produkte für „gesundheitsbewusste Verbraucher“ angeboten. Mit Müsli, Gemüsesticks und Bionade will McDonald’s seitdem weg vom Image des Dickmachers der Nation.

Auch Tortillias und Sandwiches sowie regionale Produkte wie Linsen- und Bohneneintopf werden derzeit testweise ins Sortiment aufgenommen. „Bisher verläuft das Experiment sehr vielversprechend, die Nachfrage ist groß“, sagt McDonald’s-Sprecher Matthias Mehlen der taz. In diesem Jahr werde man weitere „gesunde Produkte“ einführen und sich so „den Wünschen der Kunden weiter anpassen“.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch spricht von einer Imagekosmetik: „Die haben sich nicht der Gesundheit verschrieben. So wird beispielsweise immer noch kein gentechnikfreies Futter für die Rinder benutzt, aus denen die Burger hergestellt werden“, kritisiert Foodwatch-Sprecher Andreas Eickelkamp. Gerade mal ein bis zwei Cent würde der Hamburger laut Foodwatch bei gentechnikfreier Herstellung teurer werden, Geld, das wohl auch die Kunden ausgeben würden.

Seit vier Jahren versucht Foodwatch, McDonald’s dazu zu bewegen, auf Gentechnik zu verzeichnen – ohne Erfolg. Die Burger-Kette argumentiert, dass es nicht genügend gentechnikfreies Futter auf dem Markt gebe. Foodwatch widerlegt das: Die Lieferzusage eines Sojalieferanten wurde McDonald’s bereits vor über einem Jahr vorgelegt – eine Antwort steht noch aus. „Den Verbrauchern verschweigt McDonald’s den Einsatz von Gentechnik“, so Eickelkamp.

McDonald’s wirbt zwar mit ökologisch und fair gehandeltem Kaffee, garantiert durch das Zertifikat der Rainforest Alliance. Dieses Siegel ist aber sehr umstritten. „Das steht weder für Bio noch für faires Wirtschaften“, sagt Claudia Brück von Transfair. Die industrienahe Rainforest Alliance halte sich nicht an international ausgehandelte Kriterien, sondern stelle eigene auf, die nicht transparent seien. So garantiert RA seinen Kaffeebauern weder Mindestabnahmepreise noch Mindestlöhne. Eine Studie aus dem Jahr 2005 belegt, dass Rainforest-Bauern 20 Prozent weniger Lohn bekommen als Transfair-Bauern. Zudem gibt es das Rainforest-Siegel schon für Produkte, wenn 30 Prozent der Inhaltsstoffe von zertifizierten Betrieben stammen. Transfair fordert dagegen 100 Prozent fair produzierte Inhaltsstoffe.

Wissenschaftler der Universität Oxford bezeichneten die Rainforest Alliance als „billigen Ausweg für Unternehmen, die an einem spektakulären PR-Effekt interessiert sind“. McDonald’s lässt sich von der Kritik nicht irritieren. Man sei weiterhin vom Gesamtpaket der RA überzeugt, „denn zusätzlich zum fairen Preis werden ökologische und soziale Standards garantiert“, so die Begründung. Die Schweizer Unternehmensführung von McDonald’s sieht das offenbar anders. Seit sechs Jahren wird dort nur noch Transfair-zertifizierter Kaffee verkauft.

Zwar begrüßen Ernährungswissenschaftler den „Gesundheitsschwenk“ von McDonald’s, gleichzeitig warnen sie aber auch vor Augenwischerei. „Wenn sich heutzutage schon viele Menschen fast ausschließlich von Fastfood ernähren, sollte es in den einschlägigen Restaurants wenigstens ein ausgewogenes Angebot geben“, so Susann Ruprecht vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung. Trotzdem müssten sich die Verbraucher bewusst sein, dass in Burgern und Pommes weiterhin viel zu viele ungesunde Fette stecken. Ein durchschnittliches McDonald’s-Menü aus BigMac, Cola und Pommes hat immernoch über 1.000 Kalorien – knapp die Hälfte des empfohlenen Tagesbedarfs für eine erwachsene Frau.