die anderen über den sturz von italiens regierungschef romano prodi
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Die Salzburger Nachrichten greifen tief in die Empörungskiste: Nicht nur die Müllberge in Neapel beweisen es: Italien stinkt zum Himmel. Soeben ist die 61. Regierung in der rund 62-jährigen Geschichte der Republik seit Ende des Faschismus gescheitert. Ministerpräsident Romano Prodi musste nicht wegen sachlicher, inhaltlicher Fragen den Rücktritt einreichen. Es ging weder um Positionen noch um Politik. Es ging um Macht und Geld. So gesehen steht der Staat im Mittelpunkt der längst chronischen Krise. Die Parteien Italiens begreifen den Staat als Beute und das Parlament als jenen Ort, an dem es um die Aufteilung der fettesten Stücke geht.

Le Monde (Paris) schreibt: Romano Prodi hat versucht, ein anderes Bild einer Regierung abzugeben. Schon seine zurückhaltende und ehrliche Persönlichkeit stand im Gegensatz zu dem offenkundigen Geschäftstreiben seines Vorgängers. „Il Professore“ hatte gehofft, seine Macht gegen ein System festigen zu können, das von den Parteien dominiert wird. Sicherlich haben die Besonderheiten der italienischen Situation mit einem Parlament, in dem beide Kammern die gleichen Rechte haben, zum Ende dieses Experiments beigetragen. Doch das größte Problem von Prodis Regierung war das zu breite Meinungsspektrum vom Zentrismus bis zu den Globalisierungsgegnern.