Auf eine Menthol mit …

Helmut Schmidt ist ein aufrechter Raucher – deswegen haben ihn organisierte Nichtraucher jetzt angezeigt

Die Nichtraucherfanatiker können wahrlich zufrieden sein: Sie haben es geschafft, dass der Staat, der ja nur noch selten was zu melden hat, wie die oberste Ordnungs- und Meldebehörde funktioniert und das Qualmen verbietet. Mit Gesundheitsargumenten! Die Fanatiker hatten die Vision, mit ihrer Gesundheitsideologie hausieren zu gehen – und sie haben es geschafft.

Was uns zu Helmut Schmidt bringt. Der ehemalige Kanzler ist ein Mann, der viel von Selbstbestimmung hält und wenig von Gängelei. Der einst einer Diskussion zum Thema Achtundsechziger, und ob er denn keine Visionen habe, mit dem Satz: „Wenn ich Visionen habe, gehe ich zum Arzt“, begegnete. Eine Figur, die nicht gleich in die Knie geht, wenn es um Fragen zum Ganzen geht. Ein Mann, der arrogant wirkt und doch nur darauf beharrt, sich seine Lebensentscheidungen selbst zu überlegen. So wie jetzt in Sachen Raucherei: Ohne Worte ließ sich der 89-jährige Politiker zusammen mit seiner Frau Loki, 88, anlässlich des Neujahrsempfangs einer Hamburger Boulevardbühne einen Aschenbecher reichen. Man sollte wissen: Beide rauchen schon sehr lange, sehr gerne und sehr viel. Die Schmidts jedenfalls wurden bei diesem Neujahrsempfang fotografiert, das Foto wurde in der Bild abgedruckt, woraufhin ein Mensch aus dem Hessischen in Hamburg Strafanzeige stellte. Der Generalstaatsanwalt verwies darauf, dass man den Fall verfolge, für öffentliches Rauchen in öffentlichen Gebäuden aber allenfalls ein Ordnungsgeld erhoben würde.

Nun ist Schmidt in Bälde ins Hamburger Thalia-Theater geladen. Auf die Bühne. Er soll dort sprechen. Gut so. Auf Nachfrage hieß es von dort, möglicherweise könne Schmidt ein Aschenbecher gereicht werden. Auf der Bühne, nach wie vor, sei das Rauchen erlaubt – wenn es dem künstlerischen Zweck diene. Immerhin! Nichtraucherinitiativen sind empört, kriegen sich ob der Hochnäsigkeit und Ignoranz dieses Mannes nicht mehr ein. Und ist das nicht fein? Dass diese Sanitäter des Gesamtwohls jetzt mal nicht eine geduckte, schuldbewusste Reaktion verpasst bekommen? Gut, man kann Schmidts Verhalten als Allüren alter Menschen nehmen. Aber man kann sie auch als zivilen Ungehorsam wider die Zumutung des Zwangs und des ausgebliebenen Angebots zur Freiwilligkeit lesen. Das Bild von den Schmidts, zwischen ihnen ein Aschenbecher, ist ein Dokument demokratischen Störrsinns. JAF