Baustop bei Ikea: Schwedenwochen in Altona

Hinter dem Holzzaun an der Großen Bergstraße tut sich derzeit nichts. Während des Baustopps laufen Verhandlungen über Lärm- und Verkehrsfragen.

Ikea bereitet sich auf viele Kunden vor, Anwohner sehen das mir Argwohn. Bild: dpa

Mit dem umstrittenen Bau seines dritten Möbelhauses in Hamburg will der schwedische Konzern Ikea in Innenstadtlage expandieren. In der vergangenen Woche berichteten NDR und Abendblatt von einem Baustopp. In der Tat stehen in der Baugrube an der Altonaer Großen Bergstraße schon seit Mitte Dezember die Bagger still. Die Baugenehmigung, die eigentlich bereits im vergangenen Herbst erteilt werden sollte, steht immer noch aus. Oder hat es sich Ikea etwa anders überlegt? Wir klären die wichtigsten Fragen:

1. Warum ein Baustopp?

Die Bauarbeiten sind seit Mitte Dezember ins Stocken geraten. Der Bezirk Altona und der Eigentümer eines benachbarten Grundstücks hatten Ikea um Nachbesserungen beim Thema Lärm und Verkehr gebeten. Dabei geht es um die Frage der Lärmemissionen, denen die Anwohner künftig ausgesetzt sind. Nach letzten Verhandlungen will die Stadtentwicklungsbehörde die Baugenehmigung in den nächsten Tagen erteilen. Anschließend will Ikea entscheiden, wann der Bau des Möbelhauses losgeht.

Der Konzern ist derzeit in der Ausschreibungsphase. Am Zeitplan, der die Eröffnung im Juni 2013 vorsieht, hält Ikea fest - räumt aber ein, dass sich ein solches Großprojekt immer etwas verschieben kann.

2. Baut Ikea denn nicht nur einen kleinen City-Store?

Das Gerücht, dass es sich bei Ikea Altona um eine kleine Stadt-Filiale handelt, hält sich hartnäckig. Tatsächlich wird das rund 18.000 Quadratmeter große Gebäude wohl eines der größten im Hamburger Zentrum. Der Bauzaun an der Großen Bergstraße sowie der Altonaer Poststraße markiert in etwa den Umriss. Nach letzten Verhandlungen zwischen Stadt und Ikea weicht die Größe aber mehr als bisher geplant von den gesetzlichen Vorschriften ab: Im Norden wird die Baugrenze um rund 18 Meter, im Süden bis zu 15 Meter überschritten.

3. Wie wird dem erhöhten Verkehrsaufkommen begegnet?

Für die an der künftigen Zufahrt gelegenen Straßen hat der Bezirk Altona in einem Beschluss vom 12. Januar eine Empfehlung verabschiedet. Darin fordert er Verkehrs- und Stadtentwicklungsbehörde auf, in den laufenden Verhandlungen zum Thema Lärmschutz dafür zu sorgen, dass die Zufahrt zum Ikea-Parkhaus verlegt wird. Das soll den südlich angrenzenden Lawaetzweg entlasten.

Offenbar hat sich die Stadt in dieser Frage über die Hoheit des Bezirks hinweggesetzt. Denn Ikea zufolge hat sich nichts an der Verkehrsplanung geändert. Der schwedische Konzern verweist nach wie vor auf eine zwei Jahre alte Verkehrssimulation.

4. Und was ist mit der Lärmbelastung für die Anwohner?

Der Verkehr und die dadurch zunehmende Lärmbelastung gehören nach wie vor zu den strittigen Fragen. Bereits jetzt werden in der Gegend rund um die Ehrenbergstraße und das Jessenquartier die Grenzwerte überschritten. Das belegt ein Lärmgutachten, das die Firma Lärmkontor Mitte Dezember 2011 im Ikea-Sonderausschuss vorstellte.

Dass die Gesundheitsschädigung nach der Eröffnung des schwedischen Möbelhauses weiter zunimmt, bestreitet niemand. Während das Verkehrskonzept aber nur von 15 Prozent mehr Verkehr ausgeht, befürchten Kritiker einen Kollaps und eine hohe Belastung der angrenzenden Wohngebiete nicht zuletzt durch Parkplatzsucher.

5. Welche Auswirkungen hat das Bauvorhaben insgesamt auf die Umgebung?

Die Aufwertung und die damit einhergehende Veränderung ist in der Großen Bergstraße bereits jetzt augenscheinlich. Viele Geschäfte müssen schließen, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können.

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