„verboten“ soll verboten werden!

Leser fordern: Benennt endlich die Seite-1-Rubrik um. Aber wie soll verboten heißen? Und haben Sie genug Geld?

1. Was ist verboten?

verboten ist die tägliche Seite-1-Rubrik der taz. Und zwar seit dem 4. März 2000. Sie stand erst oben links – und jetzt unten rechts. Sie soll eine „Schau in den Tag“ sein. Ziel war es: als Stimme der Vernunft die Absurdität der Welt täglich auf ihren aktuellen Stand bringen. Oder wer’s schlichter haben will: Sie ist die erste Zärtlichkeit des Tages.

2. Warum heißt die Rubrik überhaupt verboten?

verboten hieß ursprünglich die tagesschau. Den Namen ließ der NDR gerichtlich verbieten. Der Sender befürchtete eine „Verwässerung“ der Marke sowie eine „mittelbare Verwechslungsgefahr“ seiner Fernsehnachrichtensendung mit der taz-Rubrik – und klagte erfolgreich. Ein Richter am Landgericht Hamburg: „Die ‚Tagesschau‘ ist so einmalig, daraus ergibt sich ein Anspruch, geschützt zu werden.“ Deshalb der Name: verboten. Und am Ende der Rubrik steht seither immer der Satz: „verboten darf nicht tagesschau heißen“

3. Was ist in all den Jahren mit verboten nur passiert?

* verboten outet sich als weltweit erste Seite-1-Rubrik („verboten schwul“).

* verboten war erster und treuester Unterstützer der Kanzlerkandidatur von Dr. @mund Stoiber.

* verboten wird von der Rubrik „Dr. Kohl“ gekidnappt.

* verboten verleiht den „Monsignore-Ramstetter-Preis“ an den Witwer Kohl für „froh machende Lebenskräfte“.

* verboten heiratet die Bild-Kolumne „Post von Wagner“. (Scheidung nach wenigen Tagen)

* verboten verleiht während Bushs Irakkrieg das Eiserne Kreuz (Träger u. a.: Angela Merkel, Helmut Markwort, Hellmuth Karasek, Madonna, die deutschen Fernsehgeneräle, Hans-Olaf Henkel, Thomas Gottschalk).

* verboten erhält eine Rüge vom Deutschen Presserat.

4. Warum soll verboten umbenannt werden?

Das ist der Wille von Lesern. Kai Kreuzer aus Lauterbach zum Beispiel habe „schon öfters einen halben Gedanken lang darüber nachgedacht, die taz abzubestellen wegen dem Blödsinn von verboten“. Und Will Hofmann schrieb in der Leserbriefspalte vom 2. Januar als Erster: „verboten muss weg“. Der tägliche Hinweis auf das Verbot sei „vorschulkindhaftes, beleidigtes Schmollen“. Er lese verboten erst wieder, wenn es umbenannt werde, drohte er. Was für eine Drohung!

5. Warum ist verboten käuflich?

verboten nimmt jede Drohung ernst! Und geht immer auf seine Leser ein: verboten nennt sich seit dem 4. Januar anders. Nämlich nach Leser-Vorschlägen: günther, christa, siebos tagesschau, willi, dachgold, zweimal talitha geesche imogen zoë, harald goldmann, hirndeo etc. Hat verboten klein beigegeben? Im Gegenteil. Ein Leser aus dem Badischen forderte irgendwann: Verkauft verboten täglich an die Leser! Er legte in sein Briefkuvert einen 5-Euro-Schein und einen alten 10-Rubel-Schein. Und: verboten ist korrupt und käuflich! Seitdem nimmt verboten unmoralische Angebote an. In Form von: Geld! Nur deshalb hieß verboten zum Beispiel dachgold (5 Euro), hirndeo (5,01 Euro), harald goldmann (für 50 Euro, das Höchstgebot!) oder grinsstraßen-heidi (20 Euro und 2 D-Mark).

6. Wie geht es weiter mit verboten?

Kommt auf die weiteren Angebote an. Haben Sie Vorschläge? Und haben Sie Geld? Dann schicken Sie beides an: die tageszeitung – Stichwort: verboten – Kochstraße 18 – 10969 Berlin