EIN GANZ UNPOLITISCHER MAKE-UP-TIPP FÜR JENE, DIE FINDEN, DASS BLACKFACING UNRASSISTISCH IST
: Ihr seht aus wie hässliche Arschlöcher

JACINTA NANDI

Niemand sieht empörter aus als ein weißer deutscher Mann, der versucht, dir wissenschaftlich zu erklären, warum Blackfacing nicht rassistisch ist. Ich sitze mit meinem deutschen Kumpel Jens in einer Kneipe und ich werde immer besoffener und ehrlicher, während er immer empörter wird. Er sieht aus wie eine wütende T-Rex-Mama, deren Eier gerade von Diebstahl bedroht sind.

„Du hast den Unterschied zwischen Blackfacing und schwarzem Schminken nicht verstanden, Jacinta“, erklärt er. „Weil du aus dem angelsächsischen Raum kommst. Es ist ein kulturelles Missverständnis.“ Ich nicke höflich. Die Ausländer werfen den Deutschen oft Fantasielosigkeit vor: Sie sind gut im Planen, Bauen und Organisieren. Aber sie sind nicht kreativ. Sie sind ein fantasieloses Volk.

Doch hiermit tut man den Deutschen Unrecht, denke ich. Denn die deutschen Leute sind in einem Bereich super fantasievoll: im Komplizierte-wissenschaftliche-Thesen-Ausdenken, warum Blackfacing doch okay ist. Diese Thesen handeln oft von Absichten der weißen Deutschen, die sich schwarze Farbe ins Gesicht schmieren. Weil die weißen Leute, die sich schwarz anmalen, nicht sagen: „Haha, jetzt zeige ich den Negern, dass ich sie für doofe Arschlöcher halte! Wie ich mich freue, auf ihre verletzten Gefühle, wenn sie mein Gesicht angucken!“, ist es nicht rassistisch.

Oder es geht um die Unterschiede zwischen Blackfacing und sich schwarz schminken. Blackfacing ist eine böse amerikanische Tradition, die erfunden wurde, um Afroamerikaner zu erniedrigen, aber sich mal schwarz zu schminken ist eine harmlose, süße, unrassistische, deutsche Tradition, die man pflegt, beim Karneval oder in der Theatergarderobe, weil man da sitzt, und zufällig ganz viel schwarze Schminke findet. Und das hat gar nichts mit Rassismus zu tun, auch deswegen, weil schwarze Leute in Deutschland nie unterdrückt werden.

Ich bin keine Deutsche. Bei solchen komplizierten Thesen kriegt mein kleiner ausländischer Kopf Kopfschmerzen. Vielleicht habt ihr recht. Vielleicht ist Blackfacing und sich schwarz schminken wissenschaftlich unrassistisch. Mir ist das, ehrlich gesagt, scheißegal. Denn: Ihr seht scheiße aus, wenn ihr euch schwarz anmalt.

Mittwoch Matthias Lohre Konservativ

Donnerstag Margarete Stokowski Luft und Liebe

Freitag Jürn Kruse Fernsehen

Montag Barbara Dribbusch Später

Dienstag Deniz Yücel Besser

Ehrlich gesagt, seht ihr aus wie hässliche Arschlöcher. Besonders Denis Scheck. Ich kann sein schwarz angemaltes Gesicht nie angucken, ohne dass die Worte „God what an ugly arsehole“ in meinem Gehirn erscheinen wie ein pawlowscher Reflex. Vielleicht habt ihr recht und das ist wirklich überhaupt nicht rassistisch. Vielleicht ist es nur total arschlochig. Aber warum weiter machen, nur deswegen, weil es so unrassistisch ist?

Deswegen, weil das Sich-schwarz-Anmalen gar nix mit Rassismus zu tun hat, ist meine Empfehlung auch total unpolitisch. Ihr sollt damit aufhören, weil ihr dabei wie Arschlöcher ausseht. Im Grunde genommen ist das nur ein Make-up-Tipp. Weh würde dieser Ratschlag niemandem tun, egal wie laut ihr jammert – weil das kein Schmerz ist, den ihr da spürt. Nur Empörung, und die ist, wie wir alle wissen, langweilig.