Die Flüchtlinge filmen zurück

LAIENPROJEKT Der Kurzspielfilm „Hotel California“ wurde zusammen mit jungen Flüchtlingen entwickelt, die in Norddeutschland leben. Premiere ist am Sonntag im Alabama-Kino in Hamburg

Es kommt gerade eine ganze Reihe von Filmen zum Thema Flucht in die Kinos und auf die Bildschirme. Doch bisher fehlte ein Film, in dem aus der Perspektive der Flüchtlinge selber erzählt wird. Deshalb ist der 39 Minuten lange Spielfilm, „Hotel California“ so interessant, denn er entstand aus Workshops und Seminaren heraus, die das ABC Bildungs- und Tagungszentrum bei Himmelpforten in Niedersachsen seit einigen Jahren für Jugendliche mit Fluchterfahrung organisiert.

Das ehrgeizige Ziel dieser Arbeit war es, einen Film auf allen Ebenen kollektiv zu produzieren, also von den ersten Ideen bis zur Postproduktion. Finanziert wurde das Projekt von Institutionen wie der Bundeszentrale für politische Bildung, aber auch durch eine Crowdfunding-Kampagne. Erzählt werden die von den Teilnehmern erlebten und erdachten Geschichten, bei deren Gestaltung der Regisseur und Autor Patrick Merz zwar mithalf, kreative Entscheidungen aber immer mit dem Kollektiv traf.

25 Laiendarsteller, von denen die Hälfte Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia, Indien, der Elfenbeinküste und dem Iran sind, wirken im Film authentisch, weil die von ihnen gespielten Rollen nicht weit von ihren realen Lebensumständen entfernt sind. Wenn dagegen junge einheimische Frauen hartherzige Verwaltungsangestellte oder fremdenfeindliche Dorfprinzessinnen spielen müssen, wirken sie dabei immer ein wenig zu nett, aber daraus kann man ihnen nur schwer einen Vorwurf machen.

Der Titel des Films ist voller böser Ironie, denn das „Hotel California“ ist ein heruntergekommener Gasthof in der tiefsten norddeutschen Provinz, der mit jungen Flüchtlingen vollgestopft wurde. Diese leben sehr beengt, bekommen schlechtes Essen und werden mit einem unangenehm deutschen Kasernenton drangsaliert.

Zudem lehnen die meisten Jugendlichen aus dem Dorf sie ab und machen ihnen dies auch sehr rüde deutlich. Doch alles ändert sich, als ein neuer Flüchtling ankommt, der sich mit Fantasie zur Wehr setzt. Dieser Elyas wird dann doch nicht zum Helden des Films, denn darin wird nicht eine Geschichte durcherzählt, sondern es werden stattdessen viele angerissen. Bei einer Kollektivarbeit muss eben jedem Teilnehmer Platz eingeräumt werden.

Interessant sind kleine Episoden, in denen die Jugendlichen realistisch ihre Lebensumstände beschreiben – wie in der Szene, in der Afrikaner, Iraner und Inder große Schwierigkeiten haben, miteinander zu reden, weil sie alle verschiedene Sprachen sprechen. Eine große Geste der Solidarität am Schluss wirkt utopisch. Mehr Hoffnung macht, dass dieser Film so gedreht werden konnte.  HIP

Premierenvorstellungen: Sonntag, 3. Mai, 15 und 17 Uhr, Alabama-Kino, Hamburg