Kommentar geschlossene Heime: Die Mauer muss weg

Keine Studie belegt, dass geschlossene Heime die Kinder lebensfähiger machen als offene.

Es hat keine ganz großen Katastrophen gegeben, knapp zwei Jahre nach Start des geschlossenen Heims in Lohne. Mehr Schlüsse lässt die am Freitag vorgestellte Bilanz nicht zu. Vieles am Konzept erinnert an das Heim in der Hamburger Feuerbergstraße, das nach Skandalen vor gut drei Jahren dicht gemacht wurde.

Auch von dort gab es zuerst unaufgeregte Bilanzen, bevor ein Untersuchungssauschuss einen ganz anderen Einblick bot. Etwa, dass Jugendliche mit Medizin ruhig gestellt wurden. Die Berichte aus Lohne über Fluchtversuche und Übergriffe auf Betreuer lassen da aufmerken.

Ein geschlossenes Heim mit meterhoher Mauer ist konservative Symbolpolitik. Sicher gibt es Jugendliche, die Halt brauchen und verbindliche Einrichtungen. Aber Mauern müssen es nicht sein.

Der ausgeübte Freiheitsentzug ist ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Jugendlichen. Will man nicht, dass Eltern ihre Kinder wegsperren, dürften es staatlich legitimierte Betreuer auch nicht tun, schon gar nicht im zarten Alter von zehn Jahren.

Ob sich so ein Konzept bewährt, kann man seriös erst nach Jahren sagen, und auch nur, wenn eine Vergleichsgruppe von jungen Menschen in offenen Wohngruppen lebt. Keine Studie belegt, dass geschlossene Heime die Kinder lebensfähiger machen als offene. Aber sie haben eine negative Ausstrahlung auf die Jugendhilfe insgesamt.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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