Proteste nach Teenager-Tod in Florida: „Gerechtigkeit für Trayvon“

Nach dem gewaltsamen Tod eines 17-jährigen schwarzen Teenagers haben am Wochenende in den USA Tausende gegen Rassismus demonstriert. Auch Präsident Obama äußerte sich.

Die Demonstranten erheben ihre Stimme für einen, der der keine Stimme mehr hat. Protest in Washington. Bild: reuters

WASHINGTON dpa/afp | Nach dem tödlichen Schuss auf einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen im US-Staat Florida haben am Wochenende erneut tausende Amerikaner für Gerechtigkeit und gegen Rassismus demonstriert. Bei den Protestaktionen unter anderem in Washington, New York, Chicago und Tampa waren viele Teilnehmer mit schwarzen Kapuzen-Sweatshirts bekleidet – ähnlich jenem, das der 17-jährige Trayvon Martin am Tag seines Todes getragen hatte.

In Washington hielten Demonstranten Plakate hoch, auf denen Parolen wie „Trayvon ist auch mein Sohn“ stand. Einige trugen T-Shirts mit der Aufschrift „Ich bin Trayvon“. Der Aktivist Rashawn Davis forderte die Demonstranten in Washington auf, ihre Wut in Energie umzuwandeln. „Wir müssen diese Gesellschaft verändern, die meint, der schwarze Mann sei ein Problem“, fügte er hinzu.

„Wir müssen uns als Nation zusammentun“, sagte der Pastor Toni Lee während der Kundgebung. „Lasst uns wirklich etwas tun.“ Der 80-jährige Bürgerrechtler Dick Gregory rief die Demonstranten auf, nicht mit Wut Zeit zu verlieren. „Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, mit dem FBI.“

„Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen“

Auch via Facebook und Twitter haben mittlerweile Millionen Menschen ihrem Zorn und ihrer Verbitterung über Trayvons gewaltsames Ende Luft gemacht. US-Präsident Barack Obama hatte sich am Freitag ebenfalls geäußert: „Wenn ich einen Sohn hätte, würde er wie Trayvon aussehen“, sagte er. „Wenn ich an diesen Jungen denke, denke ich an meine eigenen Kinder.“

Trayvon war am 26. Februar in Sanford, einem Vorort von Orlando, während eines Abendspaziergangs getötet worden. Der 28-jährige Schütze George Zimmerman, ein Weißer, der in dem Wohngebiet freiwillig Sicherheitspatrouillen durchführte und deswegen bewaffnet war, gab an, dass er aus Notwehr gehandelt habe. Er soll den Jungen in einem Anruf bei der Polizei kurz vor der Tat mit einem rassistischen Schimpfwort bedacht haben.

Seit der Fall US-weit bekannt wurde, reißen die Proteste nicht ab, weil die Behörden zunächst nicht gegen Zimmerman vorgingen. Sie machten geltend, dass erste Untersuchungen nicht genügend Beweise für ein kriminelles Verhalten erbracht hätten. Nun wird sich aber am 10. April eine Grand Jury (Anklagekammer) mit dem Fall beschäftigen und darüber entscheiden, ob Anklage wegen Mordes erhoben werden soll. Die Demonstranten riefen den 10. April zum Kapuzentag auf: Jeder bis hin zu Obama solle dann eine Kapuze tragen.

Allein in Washington forderten am Samstag 2.000 Demonstranten „Gerechtigkeit für Trayvon“. Sie prangerten an, dass es weiterhin Rassismus in den USA gebe - trotz der Tatsache, dass die USA mit Obama von einem schwarzen Präsidenten gelenkt würden. „Man kann in diesem Land immer noch ermordet werden, weil man schwarz ist“, sagte Demonstrant Bless Davis.

Eine schwarze Separatistengruppe, die New Black Panther Party, setzte ein „Kopfgeld“ in Höhe von 10.000 Dollar für die „Gefangennahme“ Zimmermans aus. In Florida wurde nach Medienberichten ein 68-Jähriger festgenommen, der den inzwischen aus dem Amt geschiedenen Polizeichef von Sanford mit dem Tode bedroht hatte.

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