Kommentar Rettungsschirm: Spanien unterm Rettungsschirm

Wirtschaftlich kann sich Europa Spaniens Pleite nicht leisten. Das Land jetzt allein zu lassen wäre mehr als verwerflich: Schließlich hat Deutschland kräftig mitverdient.

Spanien muss unter den Rettungsschirm, allerdings mit Sonderregelungen. Es wird wohl Geld für die Sanierung des angeschlagenen Finanzsektors geben, das Land als solches bleibt souverän und wird sich weiterhin an den Finanzmärkten bedienen.

Auflagen gibt es nur für die Sanierung und die nötigen Reformen des Finanzwesen. Dies ist das Ergebnis eines langen Pokerns seitens Madrids. Berlin hatte sich gegen eine solche Regelung gesträubt. Denn es ist ein Schritt hin zu einer neuen EU-Politik, die näher betrachtet durchaus Vorteile bringt.

Europa kann es sich nicht erlauben, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone den gleichen Weg geht wie Griechenland, Portugal oder Irland. Spanien stellt 12 Prozent der Wirtschaftsleistung innerhalb der Eurozone, der Finanzbedarf, den Madrid in den kommenden Jahren haben wird, um den Haushalt zu sanieren, ist für Europa nicht bezahlbar. Was der Bevölkerung jetzt schon zugemutet wird, grenzt an das Unerträgliche.

Spanien alleinzulassen wäre aus moralischer Sicht mehr als verwerflich. Denn der Boom im Immobiliensektor, der sich als Blase herausstellte und den spanischen Bankensektor jetzt an den Rand des Abgrunds brachte, wurde auch mit Geldern aus Deutschland angeheizt. Deutschlands Wirtschaft verdiente gut auf der Iberischen Halbinsel. Ein ganzes Land wurde zu einem nie dagewesenen Konsumrausch verführt. Wer dies nicht glaubt, der schaue sich einmal den Fuhrpark in Spanien an. Die Produkte deutscher Hersteller dominieren.

Kanzlerin Merkel scheint dies vergessen zu haben. Ebenso wie ihre Aussagen in ihrem ersten Wahlkampf, gegen die Regierung Schröder. Sie stellte das vermeintliche spanische Wirtschaftswunder damals als ihr Modell vor. Aber das war gestern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.