Kommentar Syrien: Feigheit in Blau

Blamabel, lächerlich und albern: Der Rückzug der UN-Beobachter aus Syrien. Sie kapitulieren vor der Gewalt, anstatt die Verantwortlichen für die Eskalation zu benennen.

Einpacken Jungs! Das kriegen wir hier nicht hin. Bild: dpa

Der Bürgerkrieg eskaliert. Und die UN-Beobachter packen ein. Sie kapitulieren einfach vor der Gewalt. Es gibt kein klareres Signal für das Scheitern der Mission des UN-Beauftragten Kofi Annan als diese blamable Reaktion der Blauhelme.

Gewiss hat die UNO eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Und sie muss alles tun, um die Blauhelme in Syrien vor Schaden zu schützen. Sie kann dies auch, indem sie genau abwägt, ob sie in eine bestimmte Stadt oder in ein Dorf fährt oder nicht. Und die Blauhelme können auch immer noch beidrehen, wenn die Situation gefährlich wird oder sie unter Feuer geraten.

Aber der Welt kundzutun, dass man sich machtlos fühlt angesichts der Gewalt der Kriegsparteien, ist lächerlich. Selbst in der UNO kann niemand so verblödet gewesen sein, als dass er nicht hätte wissen können, dass eine Diktatur nicht vor den blutigsten Mitteln der Repression, vor Mord, Terror und Folter zurückschrecken würde. Die Familiendiktatur der Assads hat da eine sehr eindeutige Vorgeschichte.

Dass die – beleidigte – Reaktion der UNO den Assad-Clan beeindrucken könnte, ist auch albern. Dieses Regime kämpft buchstäblich ums Überleben. Es geht nur noch darum, wie viel Leid diese Diktatur noch über die syrische Bevölkerung bringen kann, ehe sie abtreten muss.

Die UNO hätte gut daran getan, zu sagen, wer für die Eskalation des Bürgerkriegs in welcher Weise die Verantwortung trägt. Und weiter dafür zu sorgen, dass man jede Gräueltat, so gut es geht, dokumentiert. Denn wie im Bosnienkrieg ist es nicht unwahrscheinlich, dass so mancher Akteur sich später vor den Schranken eines internationalen Gerichtshofs verantworten muss. Da sind unabhängig erhobene Beweise Gold wert.

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61, ist Redakteur im Ausland und gelegentlich Chef vom Dienst. Er arbeitet seit 1995 bei der taz, für die er schon in den 80iger Jahren geschrieben hat. Derzeit ist er zuständig für die Europäische Union und Westeuropa. Vor seiner langjährigen Tätigkeit als Blattmacher und Titelredakteur war Georg Baltissen Korrespondent in Jerusalem. Noch heute arbeitet er deshalb als Reisebegleiter für die taz-Reisen in die Palästinensische Zivilgesellschaft. In den 90iger Jahren berichtete er zudem von den Demonstrationen der Zajedno-Opposition in Belgrad. Er gehörte zur ersten Gruppe von Journalisten, die nach dem Massaker von 1995 Srebrenica besuchte.

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