Kommunist auf Kreditkarten: Mit Marx zahlen

Die Kunden der Sparkasse Chemnitz haben gesprochen. Das Konterfei Karl Marx' (Das Kapital, Das kommunistische Manifest) ist ihr liebstes Kreditkartenmotiv.

Im Volksmund „Nischel“ genannt: Das Karl-Marx-Monument in Chemnitz. Bild: dpa

BERLIN taz | Schon im März stimmten die Kunden der Sparkasse Chemnitz über ihr beliebtestes Kreditkartenmotiv ab. Das Ergebnis hat es mit einiger Verspätung bis in die internationale Presse und damit auch auf das Radar der, nunja, bekannt Chemnitzkritischen taz geschafft.

Die kantigen Züge der gewaltigen Karl-Marx-Büste, die seit gut 40 Jahren das Zentrum des früheren industriellen Zentrums Mittelsachsens dominiert, sind das herausragendste Wahrzeichen der Stadt.

So überrascht es nur bedingt, dass die Chemnitzerinnen und Chemnitzer den grantigen Riesen liebgewonnen haben. Dass sie Marx aber bei einem Internetvoting im März diesen Jahres zum beliebtesten Motiv ausgerechnet auf ihren Kreditkarten wählten, zeigt dazu einen ganz ausgefuchsten Sinn für Humor.

Was für eine eigenartige Vorstellung es doch ist, in Banken und Konsumtempeln die Frage nach der gewünschten Zahlungsweise mit „Marx, wie denn sonst“ beantworten zu können.

Ein subversives Statement?

Beinahe noch finsterer als im Orginal: Kreditkartenmotiv der Sparkasse Chemnitz. Bild: Sparkasse Chemnitz

Den Fetischcharakter der Waren hat er beschrieben, den des Geldes, den des Kapitals. Ein umfangreiches Werk hat er hinterlassen, das als das wichtigste theoretische Werk der Arbeiterbewegung gilt. Niemand hat den Kapitalismus so umfassend seziert und kritisiert wie Marx – und jetzt das.

Wollten die Kunden der Sparkasse ein subversives Statement zur aktuellen Krise des Kapitalismus abgeben? Oder war es wirklich nur folkloristische Heimatverbundenheit, die sie veranlasste, Marx auf Plastik zu bannen? Wir wissen es nicht.

Alternativ konnte übrigens für neun weitere Motive gestimmt werden, zum Beispiel den Sachsenring in Hohenstein/Ernstthal, das Wasserschloss Klaffenbach und den Roten Turm von Chemnitz. Auch diese können weiterhin bei der Sparkasse bestellt werden. Niemand ist also gezwungen, den Vordenker der proletarischen Revolution in der Geldbörse mit sich herumzutragen.

Wer es dennoch tut, hat mit Karl Marx auf jeden Fall jemanden auf der Kreditkarte, der einen bekanntermaßen engen Bezug zur Zirkulation des Kapitals hat. Das können die Inhaber der Berliner Knut-der-Eisbär-Karten nicht von sich behaupten.

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