Kolumne Aufm Platz: Von wegen Kontrolle

Das war knapp. Ein dürftiges 1:0 schaffen die Spanier gegen die Kroaten. Aber warum musste das so zitterig sein?

„Es gibt etwas, was die Leute nicht sehen und das ist die Nervosität“, sagte Iker Casillas nach dem knappen 1:0 gegen die Kroaten im letzten Vorrundenspiel der Spanier. Klar, wer wäre da nicht nervös, wenn auf einmal nichts mehr so geht, wie alle dachten, dass es geht.

Wenn das schöne Kurzpassspiel weder richtig schön ist noch durch schnelle Abschlüsse belohnt oder gute Fernschüsse ersetzt wird? Aber warum muss ausgerechnet der über Nervosität sprechen, der die Ruhe bewahrt hat? Was ist da los bei den Spaniern?

Sie hatten 14 Torschüsse. Das muss doch reichen für einen entspannten Sieg. Entspannt war da aber nix. „Wir haben gelitten wie nie und gesiegt wie immer“, titelt die Online-Ausgabe von Marca am Morgen danach. Und auch El País weiß, dass „Cassillas das Ersticken verhindert“ hat.

Nur Nationaltrainer Vicente del Bosque scheint das Spiel nicht gesehen zu haben: „Am Ende haben wir bewiesen, dass wir das Spiel kontrollieren können.“ Naja. Am Ende haben sie bewiesen, dass auch die Spanier manchmal Glück brauchen. Oder einen Schiedsrichter wie Wolfgang Stark, der mindestens einen Strafstoß für die Kroaten einfach nicht gab.

Verteidigung und Mittelfeld der Kroaten waren zu eng für die Spanier, die sonst überall durchpassen. Sie mussten es mit Fernschüssen versuchen, was nicht gelang. Sie waren zu langsam, warteten auf Bälle über die Außenbahnen und kamen einfach nicht an der kroatischen Verteidigung vorbei – vor der Viererkette waren Ivan Rakitic und Ognjen Vukojevic beweglich und schon fast unüberwindbar und dann kam ja noch die Viererkette. Die Kroaten standen kompakt, wenn man so will, aber nicht unbeweglich. Sie waren Sand, wenn auch ein bisschen feucht und klebrig.

Es war nicht die Kontrolle über das Spiel, die den Treffer in der 88. Minute brachte, sondern pures Glück, dass sich dann doch mal eine Lücke auftat in der Abwehr der kroatischen Küchentücher. Dass die Spanier in der Vorrunde aus dem Turnier rausfliegen, wäre eine irre Enttäuschung gewesen, aber ein Sieg der Kroaten über die weltbesten Fußballer wäre genauso irre schön gewesen.

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Jahrgang 1982, seit 2009 bei der taz. 2011/2012 Redakteurin für die „berlinfolgen“, die mit dem Grimme Online Award 2012 ausgezeichnet wurden. Von Anfang 2013 bis Juli 2014 leitete sie zusammen mit Julia Niemann das Online-Ressort der taz. Anschließend wechselte sie zu Spiegel Online.

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