Kommentar Zensur von Schülerzeitungen: Mit Kanonen auf Spatzen

Dass Schüler eine eigene Zeitung herausgeben – zudem noch mit strittigem Inhalt –, ist eigentlich ein pädagogischer Glücksfall.

Dass Schüler eine eigene Zeitung herausgeben – zudem noch mit strittigem Inhalt –, ist eigentlich ein pädagogischer Glücksfall. Wenn hier ein Rektor rechtliche Schritte einleitet, ist es, als schieße er mit Kanonen auf Spatzen.

Schülerzeitungszensur war Jahrzehnte gang und gäbe, doch seit einigen Jahren ist es selbst in Bayern Schülern erlaubt, nach Pressegesetz eine eigene Zeitung herauszubringen. Unter der Hand halten sich viele Schulleitungen nicht an die Pressefreiheit, weil sie es gewöhnt sind, die Heranwachsenden zu bevormunden und über Richtig und Falsch zu urteilen und es meist noch nicht einmal merken. Vielerorts entstehen Schülerzeitungen nur mit Lehrerhilfe. Es gibt sogar Pädagogen, die Schülern für ihr Schreib-Engagement Zensuren geben und damit den Gedanken der Pressefreiheit pervertieren.

Auch für Schülerzeitungen sollte es Regeln der Fairness geben. Pressefreiheit kann hier nicht heißen, dass Mitschüler oder Lehrer wahllos beleidigt werden. Das scheint hier auch nicht der Fall. Sollte so etwas doch einmal geschehen, muss das Gespräch gesucht werden.

Der Vorfall in Dannenberg ist bestenfalls eine pädagogische Herausforderung und keine Angelegenheit für Juristen. Gerade die Frage der Freiheit für die Andersdenkenden ist ein Thema, dass junge Leute sehr beschäftigt. Sollte es nicht so sein, gäbe es Anlass zur Sorge.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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