Berliner Großflughafen: Wowereit gibt seinem Orakel Zeit

Der neue Berliner Flughafen hat einen neuen technischen Geschäftsführer. Mit seiner Prognose für den Eröffnungstermin darf er sich Zeit lassen.

Auf dem neuen Technik-Chef ruhen viele Hoffnungen der Flughafen-Aufsichtsräte. Bild: dapd

BERLIN taz | Berlin und Brandenburg haben jetzt ihr Delphi. Am Mittwoch hat der neue technische Geschäftsführer des Flughafens Berlin Brandenburg, Horst Amann, offiziell sein Amt angetreten. Was die für den Flughafen politisch Verantwortlichen aus diesem Anlass zum Besten gaben, das wirkte wie die provisorische Beschwichtigung eines Orakels.

Denn von Amann wollen alle erst mal eines wissen: Ist der zurzeit aktuelle Eröffnungstermin, der 17. März 2013, angesichts der Probleme mit dem Brandschutz realisierbar oder nicht? Darüber sollte Amann den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft bei dessen nächster Sitzung am 16. August unterrichten. Nun wird er das womöglich doch nicht tun. Denn das vermeintliche Orakel soll ja auf gar keinen Fall zu einer Prophezeiung gehetzt werden, die sich dann doch als Irrtum erweist.

So dämpfte der Aufsichtsratschef, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), am Mittwoch die Erwartungen: „Falls Herr Amann uns erklären sollte, dass er das Mitte August nicht verlässlich sagen kann, sondern zur Prüfung noch etwas mehr Zeit braucht, wird er sie sicherlich bekommen“, sagte Wowereit der Nachrichtenagentur dpa. Das Wichtigste sei eine realistische, belastbare Einschätzung.

Eine solche trauen Amann kraft seiner Qualifikationen alle zu. Er kommt mit allerlei Lorbeeren geschmückt auf die Flughafenbaustelle in Schönefeld: Unter anderem sorgte er als Planer für die einwandfreie wie pünktliche Fertigstellung der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen. Bezüglich seines neuen Jobs ist bisher lediglich überliefert, dass er den geltenden Zeitplan zur Fertigstellung für „absolut ambitioniert“ hält.

Märztermin unsicher

Dass diese Aussage eher auf eine weitere Verschiebung als auf den 17. März hindeutet, meint wohl auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) – wenngleich er dies am Mittwoch gegenüber der ARD etwas kryptisch ausdrückte: „Ich persönlich bin der Meinung: Wenn nicht wirklich absolut sichergestellt ist, dass alles so fertig ist, dass eine reibungslose Inbetriebnahme stattfindet, dann sollte man sich diesen Termin noch gründlich überlegen, Zeit haben wir jetzt noch.“

Überhaupt sei der 17. März ein Termin, „den der Oberchef des Flughafens, der Regierende Bürgermeister von Berlin, mal so haben wollte“, sagte Ramsauer. Stimmt nicht, entgegnete sogleich ein Sprecher Wowereits: Der Aufsichtsrat habe nur festgelegt, den Märztermin wegen der allgemeinen Erwartungshaltung öffentlich zu machen. Vorgeschlagen hätten ihn die Baufirmen, erklärte der Sprecher. Baufirmen kann das Orakel Amann schließlich leichter zurechtweisen als den obersten Auftraggeber seiner Weissagung: Wowereit.

Die höchste Huldigung erfuhr Amann von Abgeordneten der Piraten, Martin Delius, der zudem der designierte Vorsitzende des Flughafen-Untersuchungsausschusses ist: „Es ist unmöglich, vom neuen Technikchef zu erwarten, sich in so kurzer Zeit in so komplexe Vorgänge einzuarbeiten.“ Die Piraten-Fraktion erwarte, dass keinerlei politischer Druck auf Amann ausgeübt werde und dass sich Betreibergesellschaft und Aufsichtsrat des Flughafens an die Einschätzungen ihres neuen Technikchefs halten. Um seinen Auftrag sei er derzeit schließlich von niemandem zu beneiden.

Das gilt nicht für die neuen Auszubildenden auf dem Schönefelder Flughafen: Zeitgleich mit Amann begannen 24 von ihnen am Mittwoch ihre Mission. Ihr Fokus liegt aber zunächst auf dem Lernen: etwa wie „modernes Flughafenmanagement“ funktioniert. Dass hierfür der Flughafen Berlin Brandenburg der absolut richtige Ort ist, glauben immer noch viele: Rund 1.000 Bewerbungen um die Ausbildungsplätze seien eingegangen, verkündete die Pressestelle des Flughafens stolz.

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