Kommentar Schulverweigerer: Strafe macht Schule

Es scheint, alls wären die hohen Arrestzahlen Ergebnis eines Prozesses, der sich verselbstständigt hat. Und doch wird das Bußgeld als sinnvoll propagiert.

Da werden zahlreiche Schüler eingesperrt, weil sie ein Bußgeld nicht zahlen können, und niemand bekommt es mit. Das Bußgeld ist mit 75 bis 125 Euro für Jugendliche unverhältnismäßig hoch. Angemessen wären, wenn man die Zahlkraft berücksichtigt, vielleicht fünf Euro.

Es kann sein, dass es einzelne Biografien gibt, in denen der Arrest ein heilsamer Schreck war. Darüber haben offenbar aber weder Schul noch Justizbehörde gesicherte Erkenntnisse. Den pädagogischen Sinn des Einsperrens mochte gestern keiner offensiv verteidigen. Als wären die hohen Arrestzahlen Ergebnis eines Prozesses, der sich verselbstständigt hat. Und doch wird das Bußgeld als sinnvoll propagiert, letztlich in Kauf nehmend, dass die Angst vor dem Arrest die Schüler zurück in die Schulen bringt.

Das gerade beendete Projekt, die Schüler abzuholen, war sinnvoller. Junge Menschen haben viele Gründe, warum sie nicht zur Schule gehen. Manchen Schülern fehlt schlicht die Perspektive. Der Senat muss sein Versprechen, dass jeder Schulabgänger einen Ausbildungsplatz bekommt, auch einlösen. Zum Beispiel durch den Ausbau der Produktionsschulen, die genau für diese Schüler konzipiert wurden.

Und wir brauchen eine Schule, die nicht ausgrenzt, die Kinder individuell fördert und so Zuversicht schafft.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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