Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
Förster Frank Maria
Heute bin ich über den Blog von Norbert Haering gestolpert, der sich - so ein Zufall - auch mit Sahra Wagenknechts neuestem Buch beschäftigt.
Das Lesen dieses Artikels lohnt sich: gleich dopplet.
Einmal für alle taz-Leser, die Interesse an einer wirklich gelungen Buchbesprechung haben...
Vielleicht sogar für Stefan Reinecke aus dem taz-Parlamentsbüro, wenn er nach Tipp sucht, wie eine kluge inhaltlich informative Rezession möglich ist, ohne in die Banalität plumper indiktrinierender Polemik zu verfallen.
Der entsprechende Link:
norberthaering.de/...e-selbstgerechten/
zum BeitragFörster Frank Maria
„Ich glaube nicht dass Gendersternchen, Trans-Rechte und Frauenquoten den Arbeitern so sehr missfallen dass sie deshalb AfD statt Linke wählen.“ [Descartes]
zum BeitragNein, das allein nicht. Verlieren wird aber eine Linke, sie sich auf individual-identitäre Ansätze fokussiert und Belange breiter Kreise der Bevölkerung vernachlässigt. Die Gleichstellung der Frau verlangt noch viele Erfolge – aber nicht nur für privilegierte Zirkel, sondern für die breite Basis.
Denn was bringt ein Kreuzzug gendergerechter Sprache den Frauen, die immer noch bis 25 % weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen erhalten? Was nutzen Quoten oben im Vorstand, wenn sie unten trotz Vollzeitjob unter der Armutsgrenze bleiben? Wie helfen ihnen Frauen in Führungspositionen, wenn sie dort weiter neoliberal geprägte Strukturen bedienen?
Die breite Bevölkerung erwartet, dass die Politik ihre Lebenslage begreift und Antworten entwirft, sie zu verbessern. Aber genau hier liegt das Dilemma linker Politik – oder besser: linker Avantgarde. Meist im intellektuell-akademischen Milieu verortet, sehen sie die Welt aus ihrer Perspektive – und machen ihre elitäre Sicht zum dogmatischen Maßstab ihrer politischen Ziele. Das mag auf gleichem gesellschaftlichem Level gut ankommen. Die Basis aber findet sich und ihre Anliegen darin nicht mehr wieder - und wendet sich ab.
Beschämend, dass die AfD dieses Vakuum neu besetzt. Grotesk, dass sie sich als einzige Opposition und Anwältin der „kleinen Leute“ gerieren kann. Ein weiterer Beleg des Totalausfalls linker Kräfte.
Man muss Sara Wagenknecht nicht in allem Punkten folgen. Aber nur mit Vertretern wie ihr oder De Masio besteht die Chance, linke Politik an der Basis erfolgreich und mehrheitsfähig zu machen. Solange die Linke sich aber darin genügt, vom ideologischen Wolkenkuckucksheim aus unliebsame Kritik - wie an Wagenknechts Buch exerziert – zu indoktrinieren, wird sie an diesen „Selbstgerechten“ scheitern.
Förster Frank Maria
Eine durchaus scharfsinnige Analyse. Nur: Welche unserer politischen Parteien wird das ernsthaft vorantreiben?
Die CDU/CSU, die sich von einer offensichtlich zu liberal empfundenen Merkel abgrenzen will, könnte weiter nach rechts rücken. Eine Union unter März oder Spahn wird weniger populäre Politik (= Politik für das Volk) machen, sondern eher den Weg zum „Raubtierkapitalismus“ (H. S.) zementieren.
zum BeitragDie SPD hat längst ihre reale Ortung verloren. Verbissen hält sie an der Agenda von ROT-GRÜN fest – ohne zu realisieren, dass gerade diese Zerschlagung des deutschen Sozialstaates ein wesentlicher Faktor für das Abrutschen der Partei ist. Ob aus Dummheit oder Machtgeilheit: Gibt es hier keine programmatische wie personelle Kehrtwendung im SPD-Vorstand, wird Nahles als die Sterbebegleitung einer einstmals stolzen Volkspartei in die Parteigeschichte eingehen.
Auch die Grünen entfernen sich immer weiter von ihren früheren Idealen. Das Engagement für eine soziale Verbesserung der Mehrheitsgesellschaft weicht zunehmend „abgehobenen“ Kampagnen ohne viel Bodenhaftung (Veggi-Day, #MeToo oder Genderdebatten). Zudem befürworten sie globale deutsche Militäreinsätze und trommeln mit gegen eine vermeintliche russische Bedrohung. Mit ihnen ist eine Veränderung nicht zu erwarten – zumindest nicht zum Guten hin.
Und die Linke? Sie zerreibt sich in Kämpfen zwischen den Flügeln, statt ihr Potential zu nutzen. In ihren Führungsspitzen irrlichtert sie irgendwo zwischen AUFSTEHEN und UNTEILBAR. Da ist es für die neoliberalen Kreise im Einklang mit den Mainstream-Medien (auch der taz) bislang recht einfach gewesen, die Linke als politisches Schmuddelkind zu denunzieren und sie bei Wahlen in nahezu bedeutungslosen Grenzen halten.
All die schönen, guten und durchaus notwendigen Veränderungen: Wer soll sie also durchsetzen? Dazu schweigt der taz-Kommentar leider vollkommen…