Gefangennahme im Syrien-Krieg: Durch und durch deutsch

Ein Journalist der rechtsradikalen „Junge Freiheit“ wurde in Syrien inhaftiert und kam nun frei. In Berlin gab er eine Pressekonferenz.

Billy Six – der Mann der „Jungen Freiheit“ in Syrien. Bild: dpa

BERLIN taz | Lange Haare, Vollbart, eingefallene Wangen. Sichtlich gezeichnet von den letzten Monaten begrüßte Billy Six die Journalisten auf der eigens wegen ihm anberaumten Pressekonferenz mit den Worten „Salam Alaikum – Der Friede sei mit Ihnen“.

Der 26-jährige war seit August 2012 als Berichterstatter für die rechtsradikale Wochenzeitung Junge Freiheit in Syrien tätig. Im Dezember vergangenen Jahres geriet er dort wegen illegaler Einreise in Gefangenschaft. Am Dienstag wurde er von syrischen Behörden der russischen Botschaft in Damaskus übergeben und anschließend über die deutsche Botschaft im Libanon nach Berlin ausgeflogen.

Billy Six scherzt über seine erste Dusche im neuen Jahr in der russischen Botschaft. Er erzählt: Es sei der 13. Dezember gewesen als er auf einer Landstraße in der Provinz Hama auf einen Konvoi syrischer Regierungstruppen traf. Ihm sei schnell klar gewesen, dass es sich dabei nicht um eine gewöhnliche Kontrolle handelte. Die Soldaten brachten ihn zu einem nahegelegenen Rastplatz.

Dort habe bereits ein weiterer bewaffneter Trupp gewartet. Kurze Zeit später sei ein zweites Fahrzeug auf den Rastplatz gelotstworden. „Es kam zu einem Gefecht zwischen den Insassen und den Soldaten. Viele Kugeln flogen durch die Luft“, erzählt Six. Und „Ich musste mich ducken und konnte nur hoffen.“

Später warf man ihm in Verhören vor, es hätte sich dabei um ein Rettungskommando für ihn gehandelt. In seinem Gepäck fanden die syrischen Behörden auch Bilder, die Six zeigen, wie er mit bewaffneten Rebellen posiert. Die nächsten zwölf Tage verbrachte Billy Six in einem Gefängnis in der Stadt Hama. Die Bedingungen dort waren besser, als Six erwartet hatte: „Ich bekam drei mal Essen am Tag und war erleichtert, dass ich von keiner Miliz gefangen genommen wurde. Die hätten mich sicherlich weniger gut behandelt.“ Nach seiner Verlegung nach Damaskus habe sich das geändert.

Zwölf Wochen Isolationshaft

Dort verbrachte er die letzten zwölf Wochen in Isolationshaft. Besonders in der Einzelhaft wollte der 26-Jährige auf sich aufmerksam machen: „Ich bedankte mich jedes mal bei den Wärtern, egal um was es sich handelte. Nach einiger Zeit konnte ich so eine Beziehung zu manchen von ihnen aufbauen.“

Six will auch bemerkt haben, dass der Geheimdienstchef, der ihn verhörte, manchmal positiv auf seine Artikel in der Jungen Freiheit reagierte. Six schrieb darin auch kritisch gegenüber den Rebellen, die gegen das Assad-Regime kämpfen.

Über sich und seinen Auftraggeber sagt er: „Investigativer Journalismus ist mir wichtig. Ich mag es, mit den Menschen auf Tuchfühlung zu gehen. Die Junge Freiheit druckt es so, wie die Leute sprechen, auch wenn es nicht immer politisch korrekt ist.“

Die Junge Freiheit gilt als Sprachrohr der Neuen Rechten und stand mehrmals unter Beobachtung einiger Verfassungsschutzämter. Die mit um die 22.000 Exemplaren Auflage eher kleine Zeitung ist stets bemüht, mehr Aufmerksamkeit für sich zu generieren – meistens geschieht das durch Interviews mit Politikern demokratischer Parteien, die hinterher Kritik dafür ernten, sich mit dem rechtsradikalen Blatt eingelassen zu haben. Chefredakteur Dieter Stein war ebenfalls auf der Pressekonferenz, er hatte Billy Six nach dessen Rückkehr persönlich am Flughafen Tegel empfangen.

Die letzten Frage, die Billy Six beantwortete, kreiste um seinen Namen. Six? Ist das englisch? Für diesen Fall war Billy Sixs Vater Edward anwesend. Dieser versicherte, der Name sei definitiv durch und durch deutsch. Er könne dies mit einem Stammbaum belegen, der bis ins 18. Jahrhundert reicht.

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