Gay Pride Madrid: Feiern ohne Israel

Die Organisatoren von Europas größter Pride-Parade haben die israelischen Teilnehmer ausgeladen. Grund ist der Angriff auf die Gaza-Flotte.

Israels Schwule und Lesben unerwünscht: Gay Pride in Madrid. Bild: ap

Am 3. Juli sollte ein Wagen aus Tel Aviv an der jährlichen Homosexuellen-Parade durch Madrid teilnehmen: Israels Homosexuellenverbände (Aguda) wollten DJs und Künstler aus der Tel Aviver Clubszene auf Europas größte Pride-Parade bringen. Doch jetzt haben Spaniens Schwulen- und Lesbenverbände ihre israelischen KollegInnen ausgeladen. Warum?

"Wir verteidigen die Menschenrechte", erklärt der Präsident des Spanischen Föderation für Lesben, Schwule, Trans- und Bisexuelle (FELGTB), Antonio Póveda. "Die Stadtverwaltung von Tel Aviv hat sich geweigert, das Massaker an neun Genossen der "Friedens-Flotilla" zu verurteilen, deshalb haben wir die Karosse ausgeladen."

Der Mitveranstalter der spanischen Pride-Parade, der Madrider Schwulenverband Cogam, argumentiert: "Wir wollen nicht, dass unser Festumzug durch gewalttätige Tumulte in die Schlagzeilen gerät. Wir können die Sicherheit der israelischen Karosse nicht gewährleisten." Cogam-Sprecher Raúl García verweist auf die Übergriffe auf einen israelischen Unternehmer an der Uni Madrid Anfang der Woche. Propalästinensische Studenten verhinderten einen Vortrag über erneuerbare Energien. Die Polizei schaute zu.

"Wir bedauern, dass die Organisatoren der Madrid Pride sich auf Themen konzentrieren, die nichts mit der Schwulen- und Lesbengemeinschaft zu tun habe. Wir waren als nichtpolitische Gruppierung eingeladen. Eine Chance für den Dialog wurde vertan", beschwert sich Mike Hamel, Vorsitzender von Aguda. Der israelische Verband streitet seit 35 Jahren für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben.

Die Homosexuellen-Parade in Tel Aviv, die einzige im Nahen Osten, wurde in den letzten Jahren immer wieder von orthodoxen Juden angegriffen.Vergangenen Sommer kam es zu einem bewaffneten Überfall auf das Aguda-Lokal in Tel Aviv. Dabei wurden zwei Menschen getötet und zehn teils schwer verletzt.

Auch in Spaniens Schwulen- und Lesbenbewegung regen sich kritische Stimmen: "Es ist völlig inakzeptabel, dass eine Organisation, die vorgibt gegen Diskriminierung und für Freiheit und Menschenrechte zu kämpfen, sich von einer intoleranten, antisemitischen Strömung vereinnahmen lässt", heißt es in einem Kommuniqué des spanischen Schwulen-, Lesben-, Bi- und Transsexuellenverbandes Colegas. Bei Facebook gibt es bereits eine Seite, die zum Boykott der Parade aufruft. REINER WANDLER

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