heute in hamburg
: „Der Roman ist autobiografisch gefärbt“

Foto: Benjamin Furtlehner

Heidi Lehmann, 38, Autorin und Künstlerin, 2005 zog Sie nach Hamburg, um Kunsttherapie zu studieren.

Interview David Günther

taz: Frau Lehmann, in Ihrem Roman geht es um ein Mädchen, das mit einer psychisch kranken Mutter aufwächst – alles aus der Sicht eines Teenagers. Woher nehmen Sie die Gedanken und Gefühle, die der Teenager hat?

Heidi Lehmann: Der Roman ist autobiografisch gefärbt und hat einen persönlichen Hintergrund. Ich bin auch mit einer psychisch kranken Mutter aufgewachsen. Es hat sich aber alles anders abgespielt als im Roman. Ich habe durch die Veränderung Distanz aufgebaut. Der Schauplatz und auch die Psychosen sind anders als bei meiner Mutter. Aber ich habe mit dem Thema eigene Erfahrungen.

Warum war es für Sie wichtig, einen Roman über einen Teenager mit einem psychisch kranken Elternteil zu schreiben?

Weil gerade Jugendliche psychisch kranker Eltern und auch Kinder oft übersehen werden und das oft schwierig ist. Es gibt eine ganz große Dunkelziffer von Kindern und Jugendlichen, die psychisch kranke Eltern haben, die das eben auch verheimlichen. Für mich war es wichtig, ein Buch zu schreiben, das Trost spenden kann und dabei hilft, seinen eigenen Weg zu gehen.

Sie haben gerade erwähnt, dass das Thema oft vernachlässigt und dadurch selten darüber gesprochen wird. Wie könnte man denn auf das Problem aufmerksam machen?

Autorenlesung mit Musik: „Bitterschönes Schicksal oder als meine Mutter seltsam wurde“, Kulturcafé Komm Du, Buxtehuder Straße 13, 20 Uhr, Eintritt frei

Es wird ja schon viel gemacht und es gibt auch viele Einrichtungen, die sich um die Kinder kümmern. Richtig gut wäre, wenn man sich schon in der Schule mit dem Thema auseinandersetzen würde – dass dort gesagt wird, dass es so etwas gibt. Ich habe auch des Öfteren Malkurse in einer Stadtteilschule gegeben. Dabei konnte ich merken, dass es manchen Jugendlichen nicht gut geht. Es könnte alles mögliche dahinter stecken. Auch ein Elternteil mit Psychosen, einer Depression oder einer multiplen Persönlichkeitsstörung könnte der Grund sein. Wenn Lehrer geschult würden, könnten sie auch sensibler damit umgehen.

Welche Zielgruppe spricht das Buch an?

Es spricht auf jeden Fall jede Altersgruppe an. Eine Zielgruppe ist vielleicht wieder was anderes. Man sollte sich natürlich für das Thema interessieren. Dennoch denke ich, dass das Hauptinteresse eher im jungen Erwachsenenalter vorhanden sein wird. So bis 30, schätze ich. Ein Zwölfjähriger könnte das Buch natürlich auch lesen.