Laizisten-Gruppe in der SPD: Genossen ohne Gott

Innerhalb der SPD will sich ein Arbeitskreis der Laizisten gründen. Obwohl der Gegenwind der Christen stark ist, gibt es schon jetzt mehr als 400 Unterstützer.

Wolfgang Thierse warnte vor einer "atheistischen, antikirchlichen" SPD. Bild: dpa

Bislang war Nils Opitz-Leifheit vielen in der SPD kein Begriff. Im baden-württembergischen Landtag dient der 45-jährige Diplom-Biologe aus Waiblingen der Partei als Berater für Agrar-, Umwelt- und Energiefragen. Doch mit seinem neuen Amt begibt er sich in ein Minenfeld.

Nils Opitz-Leifheit ist einer der sieben Sprecher einer Gruppe innerhalb der SPD, die sich für eine stärkere Trennung von Staat und Religion stark machen will. "Laizisten" nennen sie sich, nach dem französischen Vorbild. Wie heikel diese neue Gruppierung in ihrer Partei schon gesehen wird, erkennt man daran, dass es ihre ursprüngliche Web-Adresse "SPD-Laizisten" nicht mehr gibt. Wer ihr politisches Programm sucht, wird jetzt unter www.laizistische-sozis.de fündig. Der Bezug zur SPD darf vorläufig nicht allzu deutlich werden.

Der Gegenwind ist auch stark. Der Thüringer SPD-Landesvorsitzende Christoph Matschie nannte einen solchen Arbeitskreis "überflüssig", Wolfgang Thierse warnte davor, aus der SPD eine "atheistische, antikirchliche Partei" zu machen. Auch aus den Kirchen kam Kritik. Robert Zollitsch, der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, kann dem geplanten Arbeitskreis nichts abgewinnen. Er sieht darin einen Schritt zurück hinter das Godesberger Parteiprogramm von 1959, mit welchem sich die Sozialdemokratie auf die Kirchen zubewegt hatte.

Trotzdem kann sich Opitz-Leifheit nicht über mangelnden Zulauf beklagen. Mehr als 400 Unterstützer sind es schon, darunter Bundestagsabgeordnete und prominente SPD-Mitglieder wie Ingrid Matthäus-Maier oder Horst Isola, ein SPD-Urgestein aus Bremen - "und stündlich werden es mehr", freut sich Opitz-Leifheit. Der Arbeitskreis in spe steht Mitgliedern aller Konfessionen offen.

Voraussetzung ist, dass sie ihre Religion vor allem als Privatsache betrachten, weshalb Konfessionslose, Agnostiker und Atheisten wohl in der Mehrheit sind. Ob die "Laizisten" als eigener Arbeitskreis in der SPD anerkannt werden, darüber muss der Parteivorstand befinden. Andrea Nahles hat deren Sprecher schon zu einem Gespräch geladen. Zumindest sie kennt den Namen Nils Opitz-Leifheit jetzt schon.

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