Die Zukunft in Rendsburg-Eckernförde: Hafen ohne Ladung

In Osterrönfeld am Nord-Ostsee-Kanal entsteht ein neuer Hafen. Er wurde gebaut, damit der Windanlagen-Hersteller Repower dort produzieren kann. Doch der Branche geht es nicht so gut wie erwartet.

Wartet bis auf weiteres vergeblich auf Windräder: der neue Hafen in Osterrönfeld. Bild: Kummetz

Es ist ein 30-Millionen-Euro-Projekt, mit dem in Osterrönfeld viele Hoffnungen verbunden sind: Der "Neue Hafen Kiel Canal" soll neue Jobs in die Region bei Rendsburg bringen. Richtige High-Tech Industriearbeitsplätze - aus einer Zukunftsbranche: der Windkraft.

Es fing damit an, dass der Windanlagen-Hersteller Repower einen Produktionsstandort für Drei-Megawatt-Windanlagen suchte. Der Kreis Rendsburg Eckernförde wollte mitspielen, hoffte auch auf die Ansiedlung von Zulieferbetrieben. Und finanzierte den Bau gemeinsam mit dem Land Schleswig-Holstein.

Mittlerweile ist der Hafen fast fertig, es geht nur noch um Kleinigkeiten: Die Bauarbeiter pflastern den Anleger, bauen ein Häuschen für die Hafenmitarbeiter. Die Kaimauer am Nord-Ostsee-Kanal steht - aber es gibt nichts zu verschiffen.

Der Kreis Rendsburg-Eckernförde baut einen Hafen am Nord-Ostsee-Kanal in der Gemeinde Osterrönfeld bei Rendsburg.

Fertig wird der Hafen im April 2011.

Zwei Schiffe werden dort festmachen können.

Schwerlastfähig ist der Hafen und die Anbindung.

Neue Gewerbegebiete gibt es direkt am Hafen für Fabriken und ein paar Straßen weiter für anderes Gewerbe.

Windenergie-Unternehmen sind die Hoffnung der Betreiber.

Am anderen Ufer des Kanals gibt es schon den Kreishafen Rendsburg, hier werden etwa Futtermittel, Baustoffe und Mineralöl umgeschlagen.

Repower hat zwar einen Technik-Zentrum mit 500 Arbeitsplätzen an den Kanal gebaut, einen Pachtvertrag für einen Bauplatz unterschrieben und auch schon eine Genehmigung für den Bau der Produktionshalle vorliegen. Doch Repower geht es nicht so gut wie erwartet, und für Windanlagen von dem Typ, der in Osterrönfeld gebaut werden soll, gibt es schon eine Produktionsstätte in Bremerhaven. Erst wenn so viele Aufträge in Sicht sind, dass ein zweiter Produktionsstandort nötig wird, gibt es ein Go für Osterrönfeld.

Danach sieht es im Moment nicht aus. Die ganze Branche hat zu kämpfen, die Firmen dampfen ihre Prognosen ein. Die Windenergiebranche leidet bis heute unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Die teuren Windparks werden über Banken finanziert - und die halten sich bei der Kreditvergabe zurück.

Die Flaute betrifft auch die Hoffnung der Rendsburger: Repower. Unternehmenschef Andreas Nauen sagte Ende Dezember, dass er bestenfalls eine Stagnation auf Vorjahresniveau erwarte - das Unternehmen hatte mit einem deutlichem Umsatz-Anstieg gerechnet.

Hauptproblem sei die zunehmende Anzahl von Projektverschiebungen - eben weil Finanzierungszusagen fehlten. Zudem setze der Preisdruck Repower zu. Das Unternehmen will darum künftig in Asien produzieren. Um Logistikkosten zu senken, sollen dort Aufträge von Kunden aus Neuseeland, Australien und den USA abgearbeitet werden. "Die Produktionsverlagerung nach Asien wird aber keine Auswirkungen auf die deutschen Werke haben", versprach der Repower-Chef.

Unternehmenssprecherin Daniela Puttenat ist nicht ganz so optimistisch. "Angesichts der unsicheren Marktentwicklung muss sich Repower mit größeren Investitionen wie dem Bau einer neuen Produktion zurückhalten", sagt sie, zu den Plänen für ein Werk am neuen Hafen befragt. "Daher konnte der Beschluss für einen Neubau vorläufig nicht gefasst werden."

"Der Hafen ist, anders als oft gesagt wird, keine Repower-Hafen", sagt Peter Klarmann, Geschäftsführer der Neuer Hafen Kiel Canal GmbH. Das öffentliche Unternehmen betreut das Projekt. Der Hafen sei offen, jeder könne ihn nutzen. Die Ansiedlungspläne von Repower hätten aber "Anstoßwirkung" gehabt, sagt Klarmann. Man sei nun Mitglied in einer Kooperation von Nordsee-Häfen geworden, die sich an Offshore-Windprojekten beteiligen könne, außerdem bewerbe man sich darum, ein Verladehafen für den Bau der Fehmarnbelt-Querung zu werden.

Was Repower betreffe, müsse man die wirtschaftliche Entwicklung abwarten. "Die Hoffnung auf ein schnelles Wachstum besteht", sagt Klarmann. Im März gebe es den nächsten Termin mit Repower. Dann soll darüber geredet werden, wie es weitergeht mit Osterrönfeld und seinem Hafen.

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