Der Einheits-Look kommt

„Schuluniformen“ werden in Bremen zwar nicht eingeführt. Dafür sollen Schulen aber dabei unterstützt werden, sich für die „einheitliche Schulkleidung“ zu entscheiden

von Eiken Bruhn

Mit Klamotten befasst sich morgen die Bremische Bürgerschaft, genauer mit T-Shirts und Kapuzenjacken für SchülerInnen im Land Bremen. Auf Antrag von SPD und CDU soll sich der Senat für das freiwillige Tragen „einheitlicher Schulkleidung“ einsetzen. Vorrangiges Ziel scheint dabei zu sein, den Begriff „Schuluniform“ ein für alle Mal aus dem Vokabular zu verdrängen. Wen man auch zu dem Thema befragt, seien es Gegner oder Befürworterinnen: Mit Uniformen will niemand etwas zu tun haben.

Also „einheitliche Schulkleidung“. Die solle aber nicht verordnet werden, sagt Frank Siegmeier aus Bremen Nord, sondern die SchülerInnen sollen klassenweise selbst entscheiden. Der Polizist tingelt seit zwei Jahren in Bremen durch Beiräte und Schulen und argumentiert dort für Schuluniformen, Pardon, einheitliche Schulkleidung. Die Erfahrungen in anderen Bundesländern hätten gezeigt, dass sich durch den Einheitslook das Klassenklima verbessert habe, das Zusammengehörigkeitsgefühl gewachsen sei, sagt Siegmeier. „Der Druck ist raus.“ Cliquen würden sich nicht mehr über Klamotten bilden, Kinder aus sozial schwachen Familien bräuchten keine Angst mehr davor haben, ausgelacht zu werden, wenn sie das falsche anhaben. Dadurch, hofft Siegmeier, würden auch weniger Jugendliche darauf verfallen, andere zu beklauen, „abzuziehen“. Mit Zahlen belegen lasse sich dieser Effekt zwar nicht, aber die Erfahrung anderer Bundesländer lege das nahe.

An wie vielen Schulen in Bremen die Kinder demnächst dieselben T-Shirts tragen werden wie ihre KlassenkameradInnen, ist unklar, da die Schulen in ihrer Entscheidung unabhängig sind. Bekannt ist, dass das Schulzentrum Obervieland entsprechende Pläne verfolgt und das Schulzentrum Lerchenstraße in Bremen Nord. Zwei sechste Klassen wollen an letzterem mitmachen, andere würden wohl nachziehen, glaubt Schulleiter Gerold Schmidt. „Wenn Schüler dagegen sind, dann sagen sie meistens, ‚wir wollen unsere Markensachen weitertragen‘“, erzählt er.

Dabei wird es weiterhin möglich sein, sich über Marken Anerkennung zu verschaffen. Bisher geht es nämlich nur um „Oberbekleidung“. Die Kinder können sich aus einem Katalog T-Shirts und Jacken heraussuchen, auf die ein Emblem der Schule gedruckt wird. „Sie einigen sich auf einen Schnitt, aber die Farbe oder das Muster kann auch variieren“, sagt Schulleiter Schmidt. Was die Kleidung dann genau kosten wird, hängt davon ab, welche Modelle die Kinder auswählen. Nach einem Beispiel kämen für vier T-Shirts, 2 Poloshirts und eine Kapuzenjacke 80 Euro zusammen, rechnet Siegmeier vor, der einen Hersteller aufgetrieben hat, dessen Ware die Kinder gar nicht mehr hätten ausziehen mögen. „Sogar eine Retrojacke hat der im Programm“, schwärmt er. Siegmeier räumt ein, dass die Schuhe nach wie vor ein wichtiges Distinktionsmerkmal bleiben werden, solange es für diese kein Einheitsmodell geben wird. Das sollte aber kein Grund sein, sich gegen die Schulkleidung zu entscheiden, sagt er.

Gerd Menkens, Schulleiter am Schulzentrum Koblenzer Straße in Tenever will sich gerne vom Segen der Einheitskleidung überzeugen lassen. Derzeit sei das an seiner Schule aber kein Thema. „Wir haben derzeit so große Probleme im Bildungsbereich, die müssen wir erst lösen“, sagt er. Ähnlich sieht es sein Kollege vom Schulzentrum Findorff, Peter Lankenau: „Hier sind so viele Lehrerstunden gekürzt worden, ich muss erst mal sehen, wie ich die Unterrichtsversorgung sicher stellen kann.“