Erstes Minarett über Köln

Nach zehn Jahren Streit wird in NRWs größter Stadt jetzt doch eine repräsentative Moschee gebaut. Bauherrin ist die Türkisch-Islamische Union, die eine Moschee für alle schaffen will

VON MIRIAM BUNJES

Die Modelle sind noch geheim. Über 100 Vorschläge von Architekten aus Nordrhein-Westfalen und der Türkei sind bei der Türkisch Islamischen Union (DITIB) in Köln eingegangen. Heute entscheidet eine Jury aus Kölner Stadträten, Stadtplanern, Architekten und DITIB-Mitgliedern. „Viele Entwürfe verbinden Modernes mit Traditionellem“, sagt Bekir Alboga, Dialogbeauftragter bei DITIB.

Auf ein solches Gebäude setzt auch Jury-Mitglied Ralph Sterck, Fraktionsvorsitzender der Kölner FDP: „Es soll auf jeden Fall ein Minarett geben. Schließlich soll die Moschee die muslimischen Komponenten Kölns hervor zeigen.“

Die ging in der Domstadt bislang tatsächlich unter. Zwar leben mehr als 100.000 Muslime in Köln. Ein repräsentatives Gebäude hatten sie bislang nicht. Stattdessen gibt es 45 kleine Moscheen, getragen von unterschiedlichen Organisationen aus verschiedenen Ländern – mit entsprechend unterschiedlichen religiösen und politischen Vorstellungen.

Dass eine Stadt mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil von zehn Prozent eine große repräsentative Moschee braucht, beschloss der Kölner Stadtrat schon vor fünf Jahren. „Zentralmoschee“ nannte die Stadt das Großprojekt, unter dessen Dach alle muslimischen Kölner beten können sollten. Der Stadtkämmerer gab eine Bedingung vor: Die Moscheevereine sollten sich zu einem Verein zusammenschließen, der dann Träger einer neuen universal-muslimischen Moschee wird. „Diese Vorgabe hat den Bau letztlich verhindert“, sagt Ossi Hellig von der grünen Ratsfraktion. „Evangelen und Katholen hätten in hundert Jahren noch keine Gemeinde gebaut. Hier sollten das noch mehr Gruppen leisten.“

Einen Verein „Kölner Zentralmoschee“ gibt es tatsächlich. Zehn Kölner Verbände haben sich zusammengeschlossen, um eine solche Moschee zu planen. „Ein Konzept hat der Verein nie vorgelegt“, sagt die Amtsleiterin im Stadtplanungsamt, Anne Luise Müller. „Gibt es eins, spricht nichts gegen noch eine große Moschee.“

Die DITIB-Moschee soll in etwa drei Jahren fertig sein. „Wir arbeiten nur mit Gruppen zusammen, die für das deutsche Grundgesetz einstehen“, begründet Becir Alboga DITIBs Alleingang. „Außerdem kann man mit unterschiedlichen Islaminterpretationen keine Gemeindearbeit machen.“

Die neue Moschee wird auf dem Gelände des Vereins im Stadtteil Ehrenfeld stehen und auch nur von DITIB bezahlt. Die vom türkischen Staat unterstützte laizistisch-liberale Organisation will sie für alle öffnen. „Das war schon immer so, soll aber jetzt noch stärker betont werden“, sagt Alboga. „Jeder, dessen Einstellung mit der deutschen Verfassung übereinstimmt, ist uns willkommen.“ Die Predigten werden zunächst hauptsächlich in türkisch gehalten. „Es gibt ja leider keine in Deutschland ausgebildeten Imane“. In die Gemeindearbeit sollen christliche, jüdische, soziale Gruppen und die Stadt Köln einbezogen werden. „Es wird viele deutsche Angebote geben“, sagt Albona.

„Die Moschee wird Köln bereichern“, sagt Ratsherr Ralph Streck. Und auch der Grüne Hellig glaubt: „Die DITIB-Moschee ist die beste Lösung.“

Ayub Axel Köhler, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime und Mitglied im Zentralmoschee-Verein ist dagegen „sehr unglücklich über die Entwicklung“, weil die anderen islamischen Organisationen kein Mitwirkungsrecht in der Moschee haben. Er wolle aber weiter am großen Ziel einer Zentralmoschee arbeiten.

Rechtsextreme wollen am Samstag unter dem Motto „Multikultur abschaffen – Moscheebau stoppen“ durch Ehrenfeld marschieren. Der Kölner Polizeipräsident hat die Demo verboten. Die Neonazis klagen gegen den Beschluss.