+++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Israel beschießt Ziele im Gazastreifen
Die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas wackelt gewaltig. Polizeiminister Ben-Gvir fordert Wiederaufnahme der Kampfhandlungen.

Israel beschießt Süden des Gazastreifens
Israel hat nach eigenen Angaben Kämpfer der militant-islamistischen Hamas im Süden des Gazastreifens angegriffen. Die Gegend sei mit Flugzeugen und Geschützen attackiert worden, teilte die Armee am Sonntag mit. (ap)
Netanjahu ordnet Vorgehen gegen „Terrorziele in Gaza“ an
Nach Berichten über Angriffe der islamistischen Hamas auf israelische Truppen im Gazastreifen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Militär angewiesen, mit voller Härter gegen „Terrorziele im Gazastreifen“ vorzugehen. Netanjahus Büro teilte mit, der Regierungschef habe dies nach einer Beratung mit Verteidigungsminister Israel Katz und Sicherheitsvertretern beschlossen. Die israelische Armee teilte mit, Terroristen hätten eine Panzerfaust auf Soldaten abgefeuert, die dabei gewesen seien, in Übereinstimmung mit der Waffenruhe „Terrorinfrastruktur im Gebiet von Rafah zu demolieren“. Die Truppen seien auch beschossen worden. Ein ranghoher Militär hatte zuvor die Hamas für die Angriffe verantwortlich gemacht.
„Als Reaktion darauf hat die israelische Armee begonnen, Ziele in dem Gebiet anzugreifen, um die Bedrohung zu beseitigen und Tunnelschächte sowie militärische Strukturen zu zerstören, die für terroristische Aktivitäten genutzt werden“, hieß es weiter in der Mitteilung. „Diese terroristischen Handlungen stellen einen eklatanten Verstoß gegen die Waffenruhe dar, und die Armee wird entschieden darauf reagieren.“ Die Hamas bekräftigte dagegen, sie sei der Waffenruhe verpflichtet und warf Israel ihrerseits vor, dagegen zu verstoßen. Seit Beginn der Waffenruhe am 10. Oktober hatte es mehrere Vorfälle gegeben, bei denen auch Palästinenser getötet worden waren. (dpa)
Rechtsextremer Polizeiminister fordert Rückkehr zum Krieg
Israels Polizeiminister Ben-Gvir forderte Netanjahu nach ersten Berichten über einen Hamas-Angriff dazu auf, die Armee anzuweisen, „die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen“, schrieb der rechtsextreme Minister auf der Plattform X. „Die trügerischen Vorstellungen, Hamas werde ihre Haltung ändern oder auch nur ein von ihr unterschriebenes Abkommen einhalten, erweisen sich, wie zu erwarten, als gefährlich für unsere Sicherheit“, schrieb Ben-Gvir. „Die nazistische Terrororganisation muss restlos vernichtet werden – und zwar möglichst bald.“ (dpa)
Hamas: Wissen nichts von Kämpfen in Rafah
Der militärische Flügel der radikal-islamischen Hamas hat nach eigenen Angaben keine Kenntnis von Kämpfen in der Stadt Rafah im Gazastreifen. Man halte sich an alle Vereinbarungen, einschließlich des Waffenstillstands in allen Gebieten des Gazastreifens, erklärt die Gruppe. Das Gebiet von Rafah stehe unter israelischer Kontrolle. Die Kommunikation mit allen Gruppen dort sei seit März unterbrochen. Zuvor hatte das israelische Militär mitgeteilt, es habe Luftangriffe in Rafah geflogen, nachdem Soldaten beschossen worden seien. (rtr)
Israels Armee bestätigt Luftangriffe auf Rafah als Reaktion auf Angriffe
Die israelische Armee hat Luftangriffe auf die im südlichen Gazastreifen gelegene Stadt Rafah als Reaktion auf Angriffe durch militante Palästinenser bestätigt. „Heute Morgen haben Terroristen Panzerabwehrraketen abgefeuert und das Feuer auf IDF-Soldaten eröffnet“, woraufhin die israelische Armee mit Luftangriffen durch Kampfjets und mit Artilleriebeschuss reagiert habe, erklärte die Armee am Sonntag. Die Armee bezeichnete die Angriffe auf ihre Streitkräfte als „eklatante Verletzung der Waffenruhe“, die seit dem 10. Oktober im Gazastreifen in Kraft ist. (afp)
Gesundheitsbehörde im Gazastreifen: Zwei Tote durch israelische Angriffe
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde zufolge zwei Palästinenser getötet worden. Sie seien bei einem Luftangriff im Gebiet Dschabalia im Norden des Küstenstreifens ums Leben gekommen. Aus dem Süden des Gazastreifens werden zudem Kämpfe gemeldet. Palästinenser berichten der Nachrichtenagentur Reuters von Explosionen und Schüssen in Rafah. Augenzeugen melden zudem schweres Panzerfeuer in der Stadt Abassan nahe Chan Junis. Die Zeitung „Times of Israel“ berichtet ohne Angabe von Quellen, das Militär führe Luftangriffe in der Region Rafah aus, nachdem dort Kämpfer die Truppen angegriffen hätten. (rtr)
Hamas-Vertreter: Sind Waffenruhe mit Israel verpflichtet
Nach Berichten über einen direkten Angriff der Hamas auf israelische Truppen im Gazastreifen hat ein ranghoher Hamas-Funktionär bekräftigt, die Terrororganisation sei weiterhin der Waffenruhe verpflichtet. Isat al-Rischek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und „fadenscheinige Vorwände“ zu fabrizieren, „um seine Verbrechen zu rechtfertigen“. Al-Rischek äußerte sich aber nicht eindeutig zu den Berichten über einen Angriff auf israelische Truppen. Al-Rischek warf dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vor, er wolle sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe. (dpa)
Israel identifiziert zwei weitere von der Hamas freigegebene Leichen
Israelische Spezialisten haben zwei weitere von der militant-islamistschen Hamas freigegebene Leichen identifiziert. Es handle sich um einen Israeli aus dem Kibbuz Nir Oz und einen Thailänder, der im Kibbuz Be'eri gearbeitet habe, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag mit. Die beiden seien vermutlich bereits beim Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 getötet worden. Die Hamas habe die Leichen dann mit in den Gazastreifen genommen. Die Frau und zwei der drei Kinder des getöteten Israelis wurden den Angaben zufolge bei dem Angriff verschleppt und im Rahmen der Waffenruhe vom November 2023 freigelassen. Die Hamas hat damit erst zwölf der 28 toten Geiseln übergeben, die bei Inkrafttreten des Waffenruheabkommens noch im Gazastreifen waren. (ap)
Israel: Hamas hat Waffenruhe mit Angriffen gebrochen
Das israelische Militär wirft der Hamas vor, israelische Streitkräfte „mehrfach“ außerhalb der Pufferzone angegriffen zu haben. Die Attacken, unter anderem mit einer Panzerfaust und durch Scharfschützenfeuer, seien ein „eklatanter Verstoß“ gegen die Waffenruhe, erklärt das Militär. Eine Stellungnahme der Hamas liegt zunächst nicht vor. (rtr)
Berichte: Luftangriffe Israels in Gaza nach Waffenruhe-Verstoß
Israels Luftwaffe hat nach israelischen Medienberichten Ziele im Süden des Gazastreifens angegriffen. Bei den Angriffen im Bereich von Rafah handele es sich um eine Reaktion auf einen Verstoß gegen die Waffenruhe von palästinensischer Seite, hieß es in den Berichten. Vorher seien israelische Truppen in dem Gebiet beschossen worden. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe die Berichte. (dpa)
Weitere Leiche von israelischer Geisel identifiziert
Nach der Übergabe von zwei weiteren Leichen durch die islamistische Hamas hat Israel eine der Geiseln identifiziert. Es handele sich um den Fotografen Ronen Engel aus dem Kibbuz Nir Oz, teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit. Der 54-jährige Vater von drei Kindern war während des Hamas-Massakers im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 getötet worden. Seine Leiche wurde in den Gazastreifen verschleppt. Seine Frau und zwei seiner Kinder waren ebenfalls entführt worden, aber während einer Waffenruhe im Gegenzug für palästinensische Häftlinge wieder freigelassen worden.
Die Hamas hatte am Samstagabend zwei weitere von insgesamt 28 Leichen übergeben. Nach israelischen Medienberichten wurde auch die zweite Geisel bereits identifiziert, bisher aber noch kein Name veröffentlicht. Damit verbleiben noch 16 getötete Geiseln im Gazastreifen. (dpa)
Hamas widerspricht US-Vorwürfen zu geplantem Angriff
Die islamistische Terrororganisation Hamas hat Vorwürfe der USA zurückgewiesen, denen zufolge sie einen Angriff auf palästinensische Zivilisten im Gazastreifen plane. Es handele sich um „haltlose Behauptungen“, die im Einklang mit israelischer Propaganda stünden, hieß es in einer Mitteilung der Hamas.
In der Hamas-Mitteilung wurde Israel vorgeworfen, es habe „kriminelle Banden“ im Gazastreifen unterstützt, die Morde, Entführungen, den Diebstahl von Hilfstransporten und Überfälle auf palästinensische Zivilisten verübt hätten. Es hatte zuletzt mehrfach Berichte gegeben über gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Hamas und rivalisierenden Clans im Gazastreifen, die sich der Hamas-Herrschaft widersetzten. Israel beobachtet mit Sorge den Versuch der Hamas, ihre Kontrolle des Gebiets wiederherzustellen. Die im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung vorgesehene Niederlegung der Waffen lehnt die Hamas ab. (dpa)
USA warnen vor geplantem Hamas-Angriff
Das US-Außenministerium hat in einer Mitteilung vor einem „unmittelbar bevorstehenden“ geplanten Angriff der islamistischen Hamas auf palästinensische Zivilisten gewarnt. Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über „glaubwürdige Berichte“ informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten, so das Ministerium. Ein solcher Angriff würde „einen direkten und schwerwiegenden Verstoß gegen die Waffenruhevereinbarung darstellen“ und die Fortschritte im Friedensprozess untergraben. Dieser Prozess ist ohnehin fragil.
Nach rund zwei Jahren Krieg im Gazastreifen hatten Israel und die Hamas bei indirekten Gesprächen im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich vor einer Woche eine Einigung über die erste Phase des jüngst von US-Präsident Donald Trump vorgestellten Friedensplans erzielt. Die darin vorgesehene Übergabe aller lebenden und toten Geiseln zieht sich allerdings hin. Israel besteht auf eine zügige Übergabe der noch im Gazastreifen befindlichen Leichen.
Die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans fordern die Hamas laut der Mitteilung aus dem US-Außenministerium nun ebenfalls dazu auf, „ihren Verpflichtungen aus dem Waffenruhe-Abkommen nachzukommen.“ Zu dem angeblich geplanten Angriff heißt es darin weiter: „Sollte die Hamas diesen Angriff durchführen, werden Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung von Gaza zu schützen und den Bestand der Waffenruhe zu wahren.“
Zusammen mit Ägypten und Katar hatten die USA als Vermittler in den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas für eine Beendigung des Gaza-Krieges agiert. Die drei Länder sowie die Türkei unterzeichneten auch die Vereinbarung für die Waffenruhe in Scharm el Scheich. Die USA und die übrigen Garantiemächte seien weiterhin entschlossen, sich für die Sicherheit der Zivilbevölkerung, die Aufrechterhaltung der Ruhe vor Ort und die Förderung von Frieden und Wohlstand für die Menschen im Gazastreifen und die gesamte Region einzusetzen, hieß es in der Mitteilung weiter.
Trump hatte der islamistischen Hamas zuvor am Donnerstag mit dem Tode gedroht, sollte die Terrororganisation weiter Menschen im Gazastreifen töten. In diesem Falle „werden wir keine Wahl haben als hineinzugehen und sie zu töten“, schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social. Im Weißen Haus machte er später auf Nachfrage klar, dass keine US-Kräfte in den Gazastreifen einrücken sollen. Es gebe Leute „ganz in der Nähe“, die das machen würden – gemeint sein dürfte Israels Armee. Sie bekämen das leicht hin, aber unter Patronat der USA, betonte er. Davor hatten Berichte über Tötungen im Gazastreifen durch Hamas-Kämpfer international für Empörung gesorgt. (dpa)
Israel: Grenzübergang Rafah bleibt bis zur Übergabe von toten Geiseln geschlossen
Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten bleibt israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zufolge bis auf Weiteres geschlossen. Die Wiedereröffnung hänge davon ab, dass die islamistische Hamas die Leichen verstorbener Geiseln übergebe, sagte Netanjahu am Samstag. Seine Äußerung widerspricht einer Ankündigung der palästinensischen Botschaft in Ägypten, wonach der für die Zivilbevölkerung wichtige Übergang am Montag wieder geöffnet werden sollte. (rtr)
Netanjahu will 2026 wieder für Amt des Regierungschefs kandidieren
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will im kommenden Jahr erneut für das Amt des Regierungschefs kandidieren. Auf eine entsprechende Frage zu der für Ende Oktober 2026 angesetzten Parlamentswahl antwortete er am Samstag in einem Interview des Senders Channel 14 mit einem knappen „Ja“. Die gleiche positive Antwort gab Netanjahu auf die Frage, ob er die Wahl gewinnen werde. Netanjahu ist Chef der konservativen Likud-Partei und übt das Amt des Ministerpräsidenten mit Unterbrechungen bereits seit mehr als 18 Jahren aus. Er ist damit der am längsten amtierende Regierungschef der israelischen Geschichte.
Nach der Wahl 2022 hatte Netanjahu eine weit rechts stehende Regierungskoalition unter Beteiligung von Ultraorthodoxen und Rechtsextremen gebildet. Während des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen sah sich Netanjahu mit ständigen Großdemonstrationen für die Freilassung der von den Radikalislamisten gehaltenen Geiseln konfrontiert. Viele Angehörige der Geiseln warfen ihm vor, mit seiner harten Kriegsführung des Leben der Geiseln zu gefährden. (afp)
Palästinenser kündigen Öffnung von Grenzübergang Rafah für Montag an
Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten soll nach Angaben der palästinensischen Botschaft in Kairo am Montag wieder geöffnet werden. „Die Zahl der Menschen, die sich für die Rückkehr nach Gaza registrieren lassen, ist sehr groß“, sagte der Kulturberater der Botschaft Nadschi al-Nadschi der Nachrichtenagentur AP am Samstag. Die genaue Zahl nannte er aber nicht. Israel äußerte sich zunächst nicht. Der Grenzübergang Rafah ist das einzige Tor des Gazastreifens zur Außenwelt, das vor dem Krieg nicht von Israel kontrolliert wurde. Er ist seit Mai 2024 geschlossen, als Israel die Kontrolle auf der palästinensischen Seite des Übergangs übernahm. (ap)
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