+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Über 160 weitere Prominente fordern Waffenlieferstopp
Das israelische Militär veröffentlicht neue Evakuierungsaufrufe. Mit einem Brief fordern zahlreiche Promis vom Kanzler, Israel zum Einlenken zu bewegen.

Israel fordert bei UN-Sicherheitsrat Druck auf Hamas
Während Israel vor dem UN-Sicherheitsrat mehr internationalen Druck auf die islamistische Terrororganisation Hamas fordert, lösen Berichte über eine mögliche Einnahme des Gazastreifens durch Israel Besorgnis aus. Ein solcher Schritt könne „katastrophale Folgen für Millionen Palästinenser“ haben und das Leben der verbleibenden Geiseln in Gaza weiter gefährden, warnte der UN-Diplomat Miroslav Jenca in New York. Israels Außenminister Gideon Saar beschuldigte derweil Länder, die jüngst eine Anerkennung Palästinas als Staat angekündigt hatten, ein Waffenruhe-Abkommen zunichtegemacht zu haben.
„Lassen Sie mich das klarstellen: Diese Länder haben den Krieg verlängert“, sagte Saar bei einer von Israel beantragten Sitzung des UN-Sicherheitsrates. Zuletzt hatten Frankreich und Kanada angekündigt, Palästina als Staat anzuerkennen. Großbritannien drohte Israel ebenfalls mit einem solchen Schritt, falls die israelische Regierung den Gaza-Krieg und das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung nicht beenden sollte.
Die Hamas trage mit ihrem Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel nicht nur die Verantwortung für den Beginn des Krieges, sondern auch für dessen Fortdauern, weil sie die Geiseln nicht freilasse und die Waffen nicht niederlege, sagte Saar. „Der internationale Druck muss auf der Hamas liegen“, forderte der Außenminister im mächtigsten UN-Gremium. „Alles andere verlängert diesen Krieg nur.“ (dpa)
Trump: Einnahme des Gazastreifens „hängt von Israel ab“
US-Präsident Donald Trump hat sich zu dem Plan des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu geäußert, den Gazastreifen vollständig einzunehmen. Zwar wisse er von diesem Vorschlag nichts, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) auf die Frage, ob er so ein Vorhaben unterstütze – dies hänge weitgehend von Israel ab. Israelische Medien hatten berichtet, Netanjahu dränge die Armee dazu, den Gazastreifen vollständig zu besetzen.
„Wir sind jetzt dort und versuchen, die Menschen mit Nahrung zu versorgen“, sagte Trump. Seine Regierung habe Gelder zur Verfügung gestellt, um den Menschen im Gazastreifen zu helfen, sagte der Präsident. Den Menschen im Gazastreifen gehe „es offensichtlich nicht so gut.“ (ap)
Israel veröffentlicht Räumungsaufruf für Süden der Stadt Gaza
Noch vor Beratungen über eine Ausweitung des Gaza-Kriegs hat die israelische Armee einen Räumungsaufruf für Wohngebiete im Süden der Stadt Gaza veröffentlicht. Der Militärsprecher in forderte in arabischer Sprache die Einwohner des Viertels Al-Saitun dazu auf, sich sofort in Richtung Süden in die humanitäre Zone in al-Mawasi zu begeben. Entsprechend vorherigen Warnungen weite die Armee ihren Einsatz in Richtung Westen aus, hieß es weiter in der Mitteilung.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor 22 Monaten nach dem beispiellosen Hamas-Massaker in Israel ist fast die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens zu Binnenvertriebenen geworden. Viele Menschen mussten seitdem bereits mehrfach flüchten. Auch in der humanitären Zone al-Mawasi kam es immer wieder zu tödlichen Angriffen.
Das israelische Sicherheitskabinett soll nach Medienberichten am Donnerstag über einen Plan zur Einnahme des gesamten Gazastreifens entscheiden. Die Armeeführung warnt demnach vor einem solchen Schritt, zu dem Regierungschef Benjamin Netanjahu tendiere. Der israelische Rundfunk berichtete, im Rahmen eines solchen Planes müsse das Militär in die Flüchtlingsviertel im zentralen Abschnitt des Küstenabschnitts sowie die Stadt Gaza vordringen. Generalstabschef Ejal Zamir habe vor einer „Falle“ sowie tödlicher Gefahr für Geiseln und Soldaten gewarnt. (dpa)
20 Menschen durch umkippenden Hilfslaster im Gazastreifen getötet
Im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde 20 Menschen durch einen umkippenden Lastwagen mit Hilfslieferungen getötet worden. Dutzende weitere Menschen, die in Nusseirat im Zentrum des Palästinensergebiets auf Essenslieferungen warteten, seien verletzt worden, als der Laster zur Seite kippte, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Der Lkw sei gezwungen gewesen, über Straßen zu fahren, die wegen der israelischen Bombardierungen in einem schlechten Zustand seien, fügte Bassal hinzu.
Die von der Hamas kontrollierte Regierung im Gazastreifen warf Israel am Mittwoch vor, die Zufahrt über sichere Straßen für die Lkws mit Hilfsladungen zu erschweren, sodass die Fahrer „gezwungen“ seien, Wege zu nehmen, die von „ausgehungerten Zivilisten“ belagert würden, die „seit Wochen auf lebensnotwendige Güter“ warteten. Dies führe dazu, dass die Wartenden auf die Lastwagen zustürmten und versuchten, mit Gewalt an die Ladungen zu kommen, hieß es in einer Erklärung. Die israelische Armee erklärte auf Nachfrage, die Angaben zu prüfen. (afp)
Über 160 weitere Prominente fordern Waffenstopp für Israel
Mehr als 160 weitere Schauspieler, Musiker und Medienleute haben sich dem Aufruf zu einem Stopp deutscher Waffenlieferungen an Israel angeschlossen. Zu den 162 Unterzeichnern zählen nach Angaben der Kampagnengruppe Avaaz unter anderem die Musiker Nina Chuba und Clueso, Regisseur Fatih Akin, der israelische Golden-Globe-Gewinner Ari Folman oder Schauspielerin Sandra Hüller. Die „Tagesschau“ hatte zuerst darüber berichtet.
Vergangenen Donnerstag hatten bereits mehr als 200 Prominente in einem offenen Brief Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu einem Stopp der Waffenlieferungen sowie zu weiteren Sanktionen gedrängt. „Auch wir verurteilen die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste. Aber kein Verbrechen legitimiert es, Millionen von unschuldigen Menschen auf brutalste Weise kollektiv zu bestrafen“, hieß es darin.
Damit haben mit Stand Mittwochfrüh 367 Prominente den Aufruf unterzeichnet. Zu den Erstunterzeichnern gehörten unter anderem Musiker Ski Aggu, Schauspielerin Katharina Thalbach oder die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf.
Mit Blick auf die aktuelle Situation im Gazastreifen kritisierten die Initiatoren des Briefes auch, dass Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu angekündigt habe, den gesamten Gazastreifen zu besetzen. Israelische Medien hatten darüber berichtet. „Herr Merz, es ist höchste Zeit, zu handeln!“, hieß es deshalb von den Initiatoren. (dpa)
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