+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Selenski „positiv gestimmt“

Nach einem Treffen mit dem britischen Premier Sunak zeigt sich Selenski optimistisch, was mögliche Kampfjet-Lieferungen angeht. Derweil gibt es Tote in der Ostukraine.

Zwei Männer posieren für die Kamera und schauen in die Weite

Selenski zu Besuch in Chequers, Buckinghamshire, wo sich das Landhaus des Premierministers befindet Foto: dpa

Selenski: „Wollen diese Jet-Koalition aufbauen“

Nach Gesprächen mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak hat sich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski optimistisch zu einer möglichen Lieferung von Kampfjets gezeigt. „Wir wollen diese Jet-Koalition aufbauen, und ich bin sehr positiv gestimmt“, sagte Selenski am Montag nach dem Treffen auf Sunaks offiziellem Landsitz Chequers nahe London. „Wir haben darüber gesprochen, und ich denke, dass Sie in allernächster Zeit dazu etwas hören werden.“ Selenski sprach von „wichtigen Entscheidungen“. „Aber wir müssen noch ein wenig mehr daran arbeiten“, sagte er.

Sunak betonte, Großbritannien wolle ukrainische Piloten „recht bald“ an westlichen Jets ausbilden. „Wir werden ein wichtiger Teil der Staatenkoalition sein, die Wolodimir und der Ukraine diese Unterstützung gewährt“, sagte der Regierungschef. Das sei aber nicht einfach. „Es geht nicht nur um die Bereitstellung von Flugzeugen, sondern auch um die Ausbildung von Piloten und die gesamte damit verbundene Logistik, und Großbritannien kann dabei eine große Rolle spielen“, sagte Sunak.

Die Ukraine wünscht sich moderne Jets für die bevorstehende Offensive zur Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete. Viele Länder lehnen eine Lieferung von Maschinen des Typs F-16 aber bisher ab.

Großbritannien kündigte den Aufbau einer Flugschule für ukrainische Piloten an. Damit könnten sie an verschiedenen Flugzeugtypen ausgebildet werden, sagte Sunak. Unmittelbar vor Selenskis Ankunft hatte London die Lieferung von Flugabwehrraketen und Kampfdrohnen mit größerer Reichweite angekündigt.

Sunak sagte, er habe mit Selenski zudem über Sicherheitsvereinbarungen gesprochen. Es gehe um langfristige Absprachen der Verbündeten mit der Ukraine, um sicherzustellen, „dass sie sich verteidigen und eine wirksame Abschreckung gegen künftige russische Aggressionen bieten kann“, sagte Sunak. (dpa)

Tote nach Angriff auf Awdijiwka

Bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Awdijiwka sind nach ukrainischen Angaben vier Menschen getötet worden. „Die Russen haben heute Morgen die Stadt mit Raketen angegriffen, sie haben ein Krankenhaus getroffen“, schreibt der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Telegram. Die Kleinstadt Awdijiwka liegt in Donezk. (rtr)

Prigoschin nennt Berichte über möglichen Verrat russischer Stellungen „Unsinn“

Der Chef der Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, weist einen Medienbericht über einen möglichen Verrat russischer Stellungen an die Ukraine zurück. Das sei „Unsinn“, erklärt er in einer Audiobotschaft auf Telegram. Er habe auch nicht Kyrylo Budanow, den Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, in einem afrikanischen Land getroffen. Seit Beginn des Krieges sei er nicht mehr in Afrika gewesen, sagt Prigoschin und nennt die Idee eines Telefongesprächs mit Budanow lächerlich. Die „Washington Post“ hat unter Berufung auf Dokumente des US-Geheimdienstes berichtet, Prigoschin habe dem ukrainischen Geheimdienst den Verrat russischer Stellungen im Gegenzug für einen Rückzug der ukrainischen Streitkräfte aus Bachmut angeboten. Die Ukraine habe das Angebot abgelehnt. (rtr)

Selenski dringt auf Nato-Beitritt der Ukraine

Der ukrainische Präsident Selenski dringt auf eine positive politische Entscheidung über einen Nato-Beitritt seines Landes beim Gipfel der Militärallianz im Juli in Vilnius. „Es ist an der Zeit, die größte Unsicherheit für die Sicherheit in Europa zu beseitigen – das heißt, eine positive politische Entscheidung über die Mitgliedschaft der Ukraine in der Nato zu treffen“, sagt er in einer Videoansprache beim Kopenhagener Demokratiegipfel. „Das lohnt sich bereits beim Juli-Gipfel. Das wird ein rechtzeitiges Signal sein.“ (rtr)

Großbritannien sagt Ukraine Hunderte Kampfdrohnen zu

Großbritannien weitet seine militärische Unterstützung für die Ukraine erneut deutlich aus. Zu einem neuen Paket gehören Hunderte Flugabwehrraketen sowie Hunderte Kampfdrohnen mit einer Reichweite von mehr als 200 Kilometern, wie die Regierung in London am Montag anlässlich eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Selenski mitteilte. Damit könnten die unbemannten Flugkörper auch Ziele auf der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim erreichen. Zuvor hatte Großbritannien bereits Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow mit größerer Reichweite zur Verfügung gestellt.

Selenski hat für diesen Montag Gespräche in Großbritannien angekündigt. Er werde sich in London mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak treffen, teilte Selenski am Montag bei Twitter mit. (dpa)

Ukraine vermeldet Erfolge in Bachmut

Das ukrainische Militär wertet den Vormarsch in Bachmut als den ersten Erfolg der Offensive zur Verteidigung der seit Monaten erbittert umkämpften Stadt im Osten des Landes. Der Einsatz gehe weiter, teilt der Kommandeur der Bodentruppen, Generaloberst Olexandr Syrskji, mit. „Der Vormarsch unserer Truppen Richtung Bachmut ist der erste erfolgreiche Offensiveinsatz zur Verteidigung der Stadt“, erklärt er auf dem Telegram-Kanal des ukrainischen Militärs. „Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass wir auch unter solch extrem schwierigen Bedingungen vorrücken und den Feind vernichten können. … Der Einsatz zur Verteidigung Bachmuts geht weiter. Alle notwendigen Entscheidungen zur Verteidigung wurden getroffen.“ (rtr)

Russland bereitet Austritt aus KSE-Vertrag vor

Russland will eigenen Abgaben zufolge aus dem Abrüstungsvertrag KSE aussteigen. „Der KSE-Vertrag steht aufgrund der veränderten Situation im Widerspruch zu unseren Sicherheitsinteressen. Diese offensichtliche Tatsache muss nun auch im Westen anerkannt werden“, sagt der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow in einem Interview mit der Parlamentszeitung „Parliamentskaya Gazeta“. Das russische Parlament werde am Montag entscheiden, wann der Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) formell gekündigt wird. Der russische Präsident Wladimir Putin dies am 10. Mai per Dekret verfügt. Das KSE-Abkommen sieht eine Begrenzung konventioneller Waffen wie Panzer und gepanzerter Fahrzeug beiderseits der früheren Systemgrenzen vor. (rtr)

Wagner-Chef Prigoschin wollte laut Medienbericht russische Truppen verraten

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat einem Zeitungsbericht zufolge der ukrainischen Regierung angeboten, die Positionen russischer Truppen preiszugeben. Das berichtet die Zeitung Washington Post (WP) unter Berufung auf durchgestochene Dokumente des US-Geheimdienstes. Die Ukraine habe das Angebot abgelehnt. Prigoschin habe demnach sein Angebot über seine Kontakte zum ukrainischen Geheimdienst unterbreitet. Der Bericht stützt sich auf geheime US-Dokumente, die laut „WP“ der Chat-Plattform Discord zugespielt wurden. Das US-Präsidialamt reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme. (rtr)

Frankreich stellt weitere Waffenlieferungen in Aussicht

Frankreich will weitere gepanzerte Fahrzeuge und leichte Panzer der Ukraine zur Verfügung stellen. Dutzende Kampffahrzeuge, unter anderem des Typs AMX-10RC, sollen in den kommenden Wochen geliefert werden, heißt es in einer vom Elysee-Palast veröffentlichten gemeinsamen Erklärung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron und seinem ukrainischen Amtskollegen Selenski. Die Regierung in Paris konzentriere sich auch auf die Unterstützung der ukrainischen Luftabwehr gegen die russischen Angriffe. (rtr)

G7-Länder planen verschärftes Sanktionskonzept

Die Staats- und Regierungschefs der G7 planen auf ihrem Gipfel in Japan in dieser Woche Insidern zufolge eine Verschärfung der Maßnahmen gegen Russland. Diese zielten auf die Umgehung von Sanktionen durch Drittländer ab und sollen Russlands künftige Energieproduktion und den Handel untergraben, sagen mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. US-Beamte gehen davon aus, dass die G7-Mitglieder ein allgemeines Exportverbot für Waren nach Russland aussprechen könnten, sofern sie nicht ausdrücklich davon ausgenommen sind. Dies wäre eine Umkehr des bisherigen Sanktionskonzepts, wonach der Verkauf aller Waren an Russland erlaubt ist, wenn diese nicht auf der schwarzen Liste stehen. (rtr)

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