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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++USA und Russland sprechen über Energie-Deals

Trump telefoniert erneut mit Putin, sein Sondergesandter Steve Witkoff soll laut Medienberichten Russland mehrere Energiegeschäfte angeboten haben.

Kann er Putin an den Verhandlungstisch locken? US-Gesandter Steve Witkoff Foto: Kevin Lamarque/rtr

Energie-Deals für einen Ukraine-Frieden

Die USA und Russland haben Insidern zufolge am Rande von Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Krieges über mehrere Energiegeschäfte gesprochen. Die Geschäfte seien als Anreiz für Russland gedacht, einem Frieden in der Ukraine zuzustimmen, sagten am Dienstag mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Im Gegenzug könnten die USA Sanktionen gegen Russland lockern. Nach Aussage der Insider erörterten die Beamten die Möglichkeit eines Wiedereinstiegs des US-Energieriesen Exxon Mobil in das russische Öl- und Gasprojekt Sachalin-1. Zudem sei es um den möglichen Kauf von US-Ausrüstung für russische Flüssiggas-Projekte (LNG) wie das mit westlichen Sanktionen belegte Arctic LNG 2 gegangen. Eine weitere Idee sei der Kauf von nuklear angetriebenen Eisbrecherschiffen aus Russland durch die USA gewesen.

Die Gespräche hätten während der Reise des US-Gesandten Steve Witkoff nach Moskau in diesem Monat stattgefunden, wo er sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Investmentbeauftragten Kirill Dmitrijew getroffen habe. Sie seien auch im Weißen Haus mit US-Präsident Donald Trump erörtert worden. „Das US-Präsidialamt wollte nach dem Gipfel in Alaska unbedingt eine Schlagzeile über ein großes Investitionsabkommen veröffentlichen“, sagte einer der Insider. „So hat Trump das Gefühl, etwas erreicht zu haben.“ Das US-Präsidialamt erklärte auf Anfrage, Trump und sein nationales Sicherheitsteam setzten den Dialog mit russischen und ukrainischen Vertretern fort, um ein bilaterales Treffen zur Beendigung des Krieges zu erreichen. Es sei nicht im nationalen Interesse, diese Themen weiter öffentlich zu verhandeln. Trump hat damit gedroht, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, falls die Friedensgespräche keine Fortschritte machen. Laut einem der Insider will die Regierung in Washington Russland dazu bewegen, US-Technologie anstelle von chinesischer zu kaufen. Dies sei Teil einer Strategie, um die Beziehungen zwischen Peking und Moskau zu schwächen. (rtr)

Berlin hilft bei neuem Prothesenzentrum in Kyjiw

In der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw ist ein mit Berliner Unterstützung aufgebautes Prothesenzentrum eröffnet worden. Verwundete Soldaten und Zivilisten, denen Beine oder Arme amputiert wurden, sollen hier mit Prothesen versorgt werden. Die Erstausstattung inklusive nötiger Gerätschaften und Maschinen wurde nach Angaben des Berliner Senats über Spenden finanziert, die in der deutschen Hauptstadt gesammelt wurden. Für das Prothesenzentrum hatten Berliner Orthopädiemeisterbetriebe zudem ein Jahr lang sechs Trainees aus Kyjiw in ihren Werkstätten geschult. In diesem Zeitraum waren 40 schwer verwundete ukrainische Soldaten nach Berlin gekommen, für die 42 maßangefertigte Prothesen hergestellt wurden. Fachleute halfen den Soldaten, mit ihren neuen künstlichen Gliedmaßen umzugehen. (dpa)

Merz und Carney drohen Russland mit weiteren Sanktionen

Kanzler Friedrich Merz und der kanadische Ministerpräsident Mark Carney haben Russlands Präsident Wladimir Putin zu bedingungslosen Verhandlungen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aufgefordert. „Es ist jetzt Moskau am Zug“, sagte Merz am Dienstag nach einem Treffen mit Carney in Berlin. „Wenn es dem russischen Präsidenten ernst damit ist, dem Töten ein Ende zu machen, dann nimmt er das Angebot an. Bleibt dieser Schritt der russischen Seite aus, dann braucht es noch mehr Druck“, fügte der CDU-Vorsitzende hinzu. „Für diesen Fall arbeiten wir in der Europäischen Union an weiteren Sanktionen.“ US-Präsident Donald Trump, der Putin vor zehn Tagen eine Zweiwochenfrist gesetzt hatte, habe weitere Strafzölle seinerseits nicht ausgeschlossen.

Carney sagte, er habe mit dem Kanzler darüber gesprochen, welche zusätzlichen Sanktionen gegen Russland verhängt werden könnten, wenn das nötig sei. Putin müsse an den Verhandlungstisch kommen, um das sinnlose Töten zu beenden, für das er verantwortlich sei. Er verwies darauf, dass auch Kanada russische Unternehmen sanktioniert habe, und kündigte eine weitere militärische Unterstützung der Ukraine an. Der Kanzler sagte, man habe auch über Sicherheitsgarantien durch die beiden Nato-Staaten gesprochen. „Es sind Sicherheitsgarantien, die zuallererst das Ziel haben müssen, die ukrainische Armee auf Dauer in die Lage zu versetzen, das Land zu verteidigen“, betonte Merz. „Alle weiteren Fragen können erst dann gestellt und beantwortet werden“, sagte er in Anspielung auf die Diskussion, ob auch westliche Bodentruppen nach einem Friedensschluss in der Ukraine stationiert werden sollten. (rtr)

Ukrainische Drohne in Estland abgestürzt

Eine fehlgeleitete Kampfdrohne der Ukraine ist nach Behördenangaben auf dem Gebiet des baltischen Nato- und EU-Mitglieds Estland abgestürzt. Sicherheitspolizei-Chef Margo Palloson teilte in Tallinn mit, der Vorfall habe sich mutmaßlich bereits am Sonntagmorgen ereignet. „Es war eine ukrainische Drohne, die russische Ziele angriff. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es eine russische Drohne war“, sagte Palloson dem estnischen Rundfunk ERR zufolge. (dpa)

Trump hat erneut mit Putin gesprochen

US-Präsident Donald Trump hat eigenen Angaben zufolge seit seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie europäischen Staats- und Regierungschefs in Washington in der vergangenen Woche erneut mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin gesprochen. „Ja, das habe ich“, antwortete Trump am Montag (Ortszeit) auf Nachfrage von Journalisten. Auf die Frage, wie das Gespräch verlaufen sei, sagte Trump: „Jedes Gespräch, das ich mit ihm führe, ist ein gutes Gespräch. Und dann schlägt leider eine Bombe in Kyjiw oder irgendwo anders ein, und das macht mich sehr wütend“.

Trump hatte Mitte August in Alaska ein Gipfeltreffen mit Putin abgehalten, um eine Lösung zur Beendigung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine zu erreichen. In einem Telefonat während des anschließenden US-europäischen Gipfels in Washington am 18. August erklärte Trump dann, Putin habe einem bilateralen Treffen mit Selenskyj zugestimmt. Moskau dementierte im Anschluss jedoch Pläne für ein solches Treffen. Auf die Frage, weshalb Putin offenbar zögere, sich mit Selenskyj zu treffen, sagte Trump: „Weil er ihn nicht mag.“ Dennoch zeigte sich der US-Präsident mit Blick auf eine Beendigung des Krieges am Montag weiterhin zuversichtlich. „Ich denke, wir werden den Krieg beenden“, sagte er. (afp)

Russische Flughäfen wegen Drohnengefahr geschlossen

Wegen ukrainischer Kampfdrohnen am Himmel haben mehrere russische Flughäfen in der Nacht den Betrieb einschränken müssen. Betroffen war unter anderem der Flughafen Pulkowo in St. Petersburg, der zweitgrößten Stadt des Landes, wie die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mitteilte. Im Umland der Stadt seien zehn Drohnen abgefangen worden, schrieb Gouverneur Alexander Drosdenko auf Telegram. Schäden oder Verletzte habe es nicht gegeben. Am Sonntag hatten ukrainische Drohnen eine Raffinerie in der Hafenstadt Ust-Luga bei St. Petersburg in Brand gesetzt. Auch die Flughäfen von Pskow, Nischni Nowgorod, Kasan, Wolgograd und Nischnekamsk mussten nach Angaben der Luftfahrtbehörde Rosawiazija wegen Drohnengefahr zeitweise den Betrieb einstellen. Dabei liegt Nischnekamsk etwa 1.250 Kilometer tief im russischen Hinterland. Auch die von Russland annektierte Halbinsel Krim sei von ukrainischen Drohnen attackiert worden, hieß es vom russischen Militär.

Seinerseits griff Russland die Ukraine in der Nacht mit Kampfdrohnen an. Der Luftalarm dauerte in einigen Regionen bis in die Morgenstunden. Im nordöstlichen Gebiet Sumy wurden nach Behördenangaben drei Menschen leicht verletzt. 47 von 59 Drohnen seien abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. (dpa)

Rubio erörterte Bemühungen zur Beendigung des Krieges mit EU-Amtskollegen

US-Außenminister Marco Rubio hat mit seinen europäischen Amtskollegen gesprochen und diplomatische Bemühungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine erörtert. Wie das amerikanische Außenministerium mitteilte, sprach Rubio unter anderem mit dem britischen Außenminister David Lammy, dem ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha, der finnischen Außenministerin Elina Valtonen und der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas. (rtr)

Ukraine verurteilt Woody Allens Online-Teilnahme an russischem Filmfestival

Die Ukraine hat US-Regisseur Woody Allen wegen seiner Teilnahme an einem von der russischen Regierung unterstützten Filmfestival scharf kritisiert. Allens Teilnahme sei „eine Schande und eine Beleidigung“ für die ukrainischen Schauspieler und Filmemacher, die durch russische Kriegsverbrechen getötet oder verletzt worden seien, erklärte das ukrainische Außenministerium am Montag im Onlinedienst Facebook. „Kultur darf nie genutzt werden, um Verbrechen reinzuwaschen, oder als ein Propagandawerkzeug dienen.“ Allen hatte am Sonntag per Videokonferenz bei der Moskauer Internationalen Filmwoche gesprochen. Bei einer Veranstaltung unter dem Titel „Legenden des Weltkinos“ sagte er, er könne sich vorstellen, einen Film in Russland zu drehen, wenn sich die Gelegenheit dazu bieten würde. Das Festival wurde von der Stadtverwaltung von Moskau gefördert und von einer Reihe staatlicher russischer Medienunternehmen unterstützt. Der Filmemacher Allen ist für romantische Komödien wie „Der Stadtneurotiker“ (1977), „Manhattan“ (1979), „Vicky Cristina Barcelona“ (2008) und „Blue Jasmine“ (2013) bekannt. Heute überschatten Skandale sein Werk. (afp)

Selenskyj spricht mit US-Gesandtem Kellogg über Russland-Sanktionen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach eigenen Angaben mit dem US-Gesandten Keith Kellogg über mögliche Sanktionen gegen Russland gesprochen. Bei einem Treffen in Kyjiw sei es um Wege gegangen, Moskau zu „echten Verhandlungen zu zwingen und den Krieg zu beenden“, teilte Selenskyj am Montag in einer Online-Erklärung mit. „Sanktionen, Zölle – alles muss auf dem Tisch bleiben“, forderte er. Selenskyj erklärte, er habe mit Kellogg auch über Sicherheitsgarantien für den Fall eines Friedensabkommens mit Russland gesprochen. Er gehe davon aus, dass die wichtigsten Aspekte solcher Sicherheitsgarantien „bald“ ausgehandelt sein werden. (afp)

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