kurzkritik: HENNING BLEYL über „Geheim“ im Moks
: Hohe Kunst, tiefes Thema

Schon der Flokati ist einen Besuch wert: Mareile Krettek hat das Moks mit einem dieser flauschigen Monstren ausgehängt, die ab den 70ern unsere Elternhäuser vergemütlichten. Nur, dass der Moks-Flokati gefühlte Fußballfeldgröße hat und eine großelterliche Wohnung einkuschelt. Hier wohnt Dieter. Dieter ist dement.

Wenn Dieter die Flokatiwand durchquert, wechselt er die Welten. Plötzlich lebt seine Frau wieder, was wiederum für Tochter und Enkel ein Problem darstellt: „Opa, was erzählst du denn für einen Unsinn!“ Dabei ist Dieter ein ausgesprochen lebenslustiger Alter, der seinen Enkel und dessen Freundin in wilde Piratenspiele verwickelt. Selten ist Theater zum Thema Demenz derart unterhaltsam und anrührend zugleich wie in „Geheim“, eine Uraufführung des Niederländers Theo Fransz ab acht. Für 48-Jährige ist das Stück nicht weniger zu empfehlen: Deren Eltern sind in Dieters Alter.

Simon Zigah ist für diesen Dieter eine großartige Besetzung. Ihm beim Tanz mit dem Wischmob zuzuschauen, der für ihn mal Mob, mal Großmutter ist, ist ein derart dichtes Erlebnis, dass mehr Theater kaum möglich scheint. Und vermittelt das Gefühl, das man hatte, wenn man Hermann Book als Cyrano sah: Da ist ein Schauspieler zugange, den zu halten wohl kaum einem anderen ebenso kleinem Haus wie dem Moks gelänge. Dessen Wirksamkeit wiederum entsteht aus der Kombination von hoher Bühnenkunst und tief gehenden Themen.

Nächster Termin: Sonntag, 16 Uhr