Wie Hipster im Schritt

PRODUKTTEST Erst duschen und dann „Dreckig bleiben“ mit Eau de Parfum. Äh, wie?

Was sagt es über einen Duft aus, wenn der sonntaz-Praktikant schreiend davonläuft, um einer winzigen Ladung aus dem Probefläschchen zu entgehen? Wie soll ein Rezensent damit umgehen, wenn er versucht, Freunden ein Feedback zu entlocken, indem er ihnen das Handgelenk hinstreckt, und diese verstört antworten: „Wasch mal deine Jacke!“?

„Dreckig bleiben“, ein Parfum von Mark Buxton („Comme des Garçons“, Givenchy) für das Hamburger Label Elternhaus (bekannt zum Beispiel durch das Panzer-T-Shirt „Bis einer heult“), vermag zumindest zu irritieren. „Dreckig bleiben“ enthält zwar wie andere hochwertige Parfums Prunk-Inhalte wie „kalabrische Bergamotte“ und „tunesisches Neroliöl“, riecht aber kurz nach Auftragen erst mal wie Herrenumkleide in der Autowerkstatt. Die „rauchigen Öle der Zistrose“ werden wohl ihren Beitrag leisten zu den bizarren Assoziationen, die dieses Parfum weckt – marketingtechnisch möchte man allerdings eher an Hamburger Punks und Bauwagenplatzbewohner erinnern, der Claim: „Eine fein abgestimmte Absage an die Oberflächlichkeit.“ Auch der Name „Dreckig bleiben“ wurde diesen Menschen, die sich ein solches Produkt eher nicht leisten können und wollen, ohne Überweisung urheberrechtlichen Entgelts vom Mund abgelesen – der Slogan galt dort angeblich als Grußformel.

Nimmt man all dies zusammen und rührt noch dazu, dass am Launch dieses Dufts New Yorker Starfotografinnen, deutsche Elektro-Musik-Legenden und PMP (Perfumes Mayr Plettenberg) beteiligt waren, kommt man auch darauf, wie das Parfum wirklich riecht. Nämlich wie Hipster im Schritt.

Der tatsächliche modische Kontext ist die aktuelle Rückkehr von Grunge und Schmuddel-Look. Fettiges Haar, ungebügeltes Hemd, Löcher. Doch was will uns der Zeitgeist damit sagen? Womöglich Folgendes: Irgendwas stinkt gerade.

MARTIN REICHERT

„Dreckig bleiben“. Eau de Parfum. 50 ml / 1,7 FL.OZ. für 120 Euro über dreckigbleiben.com