Geschichte wiederholt sich doch

PLEITE Erneut ist die Nachrichtenagentur dapd insolvent

Es war wie damals, wenige Tage vor Weihnachten, als Ulrich Ende in die dapd-Zentrale in Berlin-Mitte lud: Erste „Verhandlungsergebnisse über die zukünftige Nachrichtenagentur dapd“ sollten präsentiert werden. Doch Konkretes kam vom früheren N24-Geschäftsführer und neuen Vorsteher einer dapd-Investorengruppe kaum: Wer investieren wolle in die kurz zuvor krachend vor die Wand gefahrene Nachrichtenagentur? Keine Antwort. Stattdessen kamen von Ende Parolen wie „Wir sollten jetzt durchstarten“ und den „Mehltau von den Seelen nehmen“.

Am vergangenen Freitag lud Ende wieder zu einem Gespräch. Diesmal aber nicht die Öffentlichkeit, sondern die eigenen Mitarbeiter. Endes Botschaft: dapd sei insolvent. Schon wieder. Endes Begründung: Die vielen Kündigungsschutzklagen der früheren Angestellten sollen die junge GmbH überfordert haben, berichteten Teilnehmer dem Nachrichtendienst epd. Außerdem hätten die Investoren nicht genug in die erst am 1. Februar dieses Jahres gegründete neue dapd investiert. Fünf Millionen Euro hätten laut Ende fließen sollen. Auf die Nachfrage, wie viel Geld denn bislang gekommen sei: keine Antwort. Doch die Investoren treffe wieder einmal keine Schuld. Das soll Ende seinen Mitarbeitern gesagt haben.

Die Investoren der alten dapd, Martin Löw und Peter Vorderwülbecke, hatten einst ihren Kunden – allen voran dem ZDF und dem Bundespressamt – die Schuld an der Pleite gegeben. Sie hätten einfach zu wenig für die dapd-Dienste gezahlt. Schuld der Investoren? Nein.

Es ist diesmal wie damals bei dapd. Der Mehltau auf den Seelen blieb leider, aus dem Durchstarten wurde nichts: Zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres steht dapd vor dem Aus. Im November mussten daraufhin 98 Mitarbeiter gehen, 200 wurden von der neuen dapd übernommen. Sie müssen nun erneut bangen. JÜRN KRUSE