Kommentar OECD-Studie: Eliten sind nicht die Lösung

Wieder erreicht Deutschland nur unterdurchschnittliche Ergebnisse in einer Bildungsstudie. Der Grund: Wie fördern das Falsche. Es kommt an auf Bildung für alle - nicht auf Elitenbildung.

Gestern wurde der Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgestellt. In Berlin besorgte das sogar Generalsekretär Angel Gurría. Und hier war er auch an der richtigen Stelle: Deutschland erreicht erneut nur unterdurchschnittliche Ergebnisse. Unterdurchschnittlich sind die Zahl der Studienanfänger, die Zahl der Studienabschlüsse, die Finanzierung des Bildungssystems und die soziale Chancengleichheit. Schlimm ist nicht allein das, sondern vor allem, dass es bekannte Missstände wieder einmal bestätigt.

So bekannt wie diese Missstände sind auch die Klagen, die nun wieder erwartet werden können: Das föderale System der Bundesrepublik sei nicht reformfähig, es fehle zudem an Geld. Das ist sicher beides richtig. Aber auch unter den gegebenen Voraussetzungen gibt das deutsche Bildungssystem ein denkbar schlechtes Bild ab. Deutsche Schulen und Universitäten könnten auch mit den vorhandenen Strukturen und Budgets bereits besser sein. Eine Reihe von Modellprojekten macht vor, wie es geht: Ganztagsschulen und die Abschaffung der Hauptschule sind nur zwei Beispiele, die immerhin in die richtige Richtung gehen.

Ähnlich sieht es an den Universitäten aus. Über das selektive Schulsystem wurde bereits ausreichend diskutiert. In überlaufenen Studiengängen grassiert ein ähnliches Problem: Wenn auf einen Hochschullehrer 60 Studierende kommen, ist eine Abbrecherquote von bis zu 46 Prozent nicht verwunderlich. Das ist auch eine Form der Auswahl. Mit der Einführung von Lecturern oder Lehrprofessoren versuchen einige Bundesländer gegenzusteuern. Eine Vielzahl von Aktivitäten zeigt: Einiges ist schon jetzt möglich.

Das grundlegende Problem ist von der Kita bis zum Examen aber immer noch das gleiche: Wenn von Reform und Förderung die Rede ist, geht es in erster Linie um "Elitenbildung". An der Universität zählt vor allem die Forschung - nicht die Lehre. Das Gleiche gilt für Schulen. Da wird mehr Leistung gefordert, um wieder Anschluss an die Spitze zu finden. Aber um möglichst viele auf dem langen Bildungsweg nach oben mitzunehmen, braucht es etwas anderes: Spaß am Lernen und Lehren.

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