Neonazi-Überfall auf Gewerkschaftsdemo

NEONAZIS Angehörige der „Autonomen Nationalisten“ greifen völlig unvorhergesehen eine Kundgebung der Gewerkschaften in Dortmund an. Mehrere Verletzte, Staatsanwaltschaft ermittelt

BERLIN/DORTMUND dpa/taz | Nach den Angriffen von Rechtsextremisten auf Polizisten und Teilnehmer der 1.-Mai-Kundgebung in Dortmund ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen rund 300 Neonazis wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs. Ein Polizeisprecher teilte am Samstag mit, dass sich die Ermittlungen nun gegen alle richten, die bei den Ausschreitungen vorübergehend festgenommen wurden.

Die Rechtsextremisten hatten am Freitag den Demonstrationszug der Gewerkschaften mit Holzstangen und Steinen angegriffen und dabei fünf Polizeibeamte und weitere Gewerkschafter verletzt, die versuchten, sich den Neonazis in den Weg zu stellen. Die Dortmunder Polizei war von den Angriffen der Rechtsradikalen überrascht worden. Erst als Hundertschaften aus anderen Städten zur Hilfe kamen, konnte sie die Gruppe festnehmen.

Bei diesen rund 300 Rechtsextremisten handelt es sich um Angehörige der sogenannten „Autonomen Nationalisten“, einer besonders gewaltbereiten Strömung der rechtsextremen Szene. Dass diese Neonazis überhaupt am 1. Mai durch Dortmund zogen, hängt mit dem Verbot des eigentlich in Hannover geplanten rechtsextremen Aufmarschs zusammen. Nachdem am Tag zuvor klar war, dass dieser Aufmarsch nicht stattfinden darf, riefen die Neonazis übers Internet zu Ausweichorten auf.

„Das hat schon eine neue Qualität“, sagte der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg. DGB-Chef Michael Sommer forderte, dass die Gewalttäter zur Verantwortung und die NPD verboten werden müsse. Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth sagte: „Was wir hier erleben, wird zur wachsenden Gefahr für die Zivilgesellschaft.“

Auch bei den rechten Aufmärschen in Mainz und Ulm kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Neonazis, linken Gegendemonstranten und der Polizei. ➤ SEITE 6