China lässt Europa zappeln

EURORETTUNG Peking deutet Beteiligung an, macht aber noch keine Zusagen

BRÜSSEL/PEKING rtr/afp/taz | Nach den Beschlüssen des Eurogipfels vom frühen Donnerstagmorgen haben die europäischen Spitzenvertreter umgehend die Suche nach Investoren für ihre neuen Instrumente zur Bekämpfung der Schuldenkrise aufgenommen. Der Chef des Eurorettungsschirms EFSF, Klaus Regling, erhielt bei seinem Besuch in Peking allerdings noch keine Zusage, dass sich China stärker in Europa engagieren wird. Die Volksrepublik ließ durchblicken, sie erwarte für frisches Geld Gegenleistungen wie Sicherheiten und Reformen in der Eurozone.

China hält die weltgrößten Devisenreserven mit einem Wert von 2,3 Billionen Euro. Nach Angaben von EU-Diplomaten ist China bereit, sich mit Investitionen in unbestimmter Höhe am EFSF zu beteiligen. Die Zeitung China Daily berichtete unter Berufung auf EU-Kreise, dass eine Beteiligung Chinas möglich sei, wenn im Gegenzug die Abstimmungsrechte des Landes im Internationalen Währungsfonds (IWF) gestärkt würden. Vor einer Zusage müssten „technische Einzelheiten“ besprochen werden und „belastbare Studien“ erfolgen, sagte Vizefinanzminister Zhu Guangyao. Die britische Financial Times spekulierte, dass sich China mit 100 Milliarden Dollar am Eurorettungsfonds beteiligen könnte.

An den Finanzmärkten ließ am Freitag die Begeisterung wieder nach, die die Beschlüsse des Eurogipfels zunächst ausgelöst hatten. Der DAX verlor bis zum Nachmittag 0,20 Prozent auf 6.325 Punkte. Die deutsche Bevölkerung sieht die Eurorettungsbemühungen laut einer neuen Umfrage skeptisch: Laut ZDF-Politbarometer bewerteten nur 24 Prozent der Befragten den Gipfel als entscheidenden Fortschritt zur Krisenlösung. 66 Prozent glauben hingegen nicht daran.

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