Die Energiewende ist unschuldig

STROM Verbände und Verbraucherschützer ärgern sich über unsachliche Preisdebatte

BERLIN taz | In der Debatte über zu hohe Strompreise kritisiert der Bundesverband mittelständische Wirtschaft die Bundesregierung: Die hebe die guten langfristigen Perspektiven der Energiewende nicht ausreichend hervor, sagte der Verbandspräsident Mario Ohoven der taz. Auch der Energieexperte der nordrhein-westfälischen Verbraucherzentrale, Peter Blenkers, findet die Debatte zu einseitig: „Es ist unsinnig, die hohen Stromkosten hauptsächlich der Energiewende anzulasten“, sagte er der taz.

In den vergangenen Wochen heizten die Zahlen seines Verbandes die Debatte an. Demnach konnten 600.000 ärmere Haushalte im Jahr 2010 ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen – als Grund gaben verschiedene Medien und Politiker die Kosten der Energiewende an. Nach taz-Recherchen ist allerdings nicht nachzuweisen, dass die Zahl der betroffenen Haushalte zugenommen hat. So gab etwa Vattenfall an, dass der Trend zu mehr Stromabschaltungen in Berlin nicht zu beobachten sei. Der Bundesverband der Energieverbraucher monierte, es gebe überhaupt keine verlässlichen Zahlen dazu. Auch in der Union rumort es: Ein großer Teil der höheren Strompreise ist nicht auf die Förderung erneuerbarer Energien zurückzuführen, schreibt der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Josef Göppel.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband beklagte, dass prekäre Familien unter hohen Strompreisen leiden, wollte aber nicht über die Gründe spekulieren. Stattdessen kündigte er Vorschläge an, wie sozial Schwachen geholfen werden kann.

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