Endlich: Deutschland geht baden

VORHERSAGE (1) Die Ratingagentur Moody’s sieht die Gefahr, dass Deutschland bei der Kreditwürdigkeit die Bestnote „AAA“ verliert. Die Bundesregierung zeigt sich demonstrativ gelassen. Grüne sauer auf Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). SPD fordert sogar seinen Rausschmiss

■ Mehrere Wetter-Ratingagenturen haben ihre Prognosen für Deutschland nach oben korrigiert. So rechnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) für Mittwoch mit nahezu griechischen Verhältnissen bei Sonnenschein und Temperaturen von über 30 Grad. Bei der Trendbewertung wechselte der DWD von negativ auf stabil, obwohl die Gefahr von gelegentlichen Gewittern nicht auszuschließen sei. Wenn das so weitergehe, prognostizierten Experten, gehe Deutschland komplett baden.

BERLIN afp/dapd/taz | Deutschland droht eine Abwertung seiner Bonität durch die US-Ratingagentur Moody’s. Die Agentur senkte am Montag den Ausblick für Deutschland, die Niederlande und Luxemburg von stabil auf negativ. Als Begründung wurde unter anderem die wachsende Wahrscheinlichkeit eines Ausstiegs Griechenlands aus der Eurozone angeführt.

Damit gibt es weltweit nur noch sechs Staaten, denen von allen drei großen Ratingagenturen – Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch – noch die Bestnote „AAA“ und zudem stabile Aussichten beschieden bekommen. Neben der Schweiz sind das Kanada, Norwegen, Schweden, Australien und Singapur. Deutschland rangiert immer noch sehr weit oben im Gesamtranking.

Die Regierungskoalition reagierte demonstrativ gelassen auf die Entscheidung der Ratingagentur. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) betonte die Stärke der hiesigen Wirtschaft, auch Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) hält das Land für „gut aufgestellt“. Auch wenn der Ausblick etwas negativer ausfalle: „Die gute Nachricht ist, das Deutschland seine Bestnote behält“, sagte Meister.

Die Opposition machte hingegen vor allem Rösler für das schlechte Rating verantwortlich. Der FDP-Minister hatte am Wochenende in einem TV-Interview gesagt, „die Griechen werden selber zu der Überzeugung kommen, dass es vielleicht klüger ist, aus der Eurozone auszutreten“.

„Herr Rösler hat verantwortungslos dahergeschwätzt“, sagte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin am Dienstag. „Der negative Ausblick der Ratingagentur zeigt eines sehr deutlich: Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro wäre auch für Deutschland nicht ohne Folgen.“

Auch der SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider kritisierte das „unverantwortliche Gequatsche“ des Wirtschaftsministers. Er legte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sogar Röslers Rausschmiss nahe: „Wenn der vereidigte Wirtschaftsminister Deutschlands Steuergelder so unverantwortlich gefährdet, müsste die Kanzlerin ihn entlassen.“ GA

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