Wettlauf um Ansehen

HILFE Die USA und China bemühen sich. Militante Islamisten versuchen, von der Flut zu profitieren

BANGKOG taz | Mit 10 Millionen US-Dollar an Soforthilfe und 50.000 Einheiten an Lebensmitteln reihen sich die USA in die internationale Hilfe für die Flutkatastrophe in Pakistan ein. Erst vor zwei Wochen hat US-Außenministerin Hillary Clinton bei einem Besuch in Islamabad versichert, die USA sei an Pakistan nicht nur militärisch interessiert, sondern bemühe sich auch um das „Wohlergehen“ seiner Menschen. Clinton versprach dem Land zivile Unterstützung.

China stellte für die Opfer der Flutkatastrophe Hilfsgelder in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar in Aussicht. Denn auch China, ein traditionell enger Partner Pakistans, hat große strategische Interessen in der Region. Chinesische Konzerne bauen im westpakistanischen Gwadar einen Tiefseehafen aus, über den Waren auf dem Landweg nach China transportiert werden könnten. Beobachter vermuten, dass es überdies ein bilaterales Abkommen über die Stationierung chinesische Kampfschiffe in Gwadar geben könnten.

Für Pakistan könnte die Katastrophe indes zur Bewährungsprobe werden. Denn weite Teile des Katastrophengebiets sind zugleich Aufstandsgebiet. Unter der Dachorganisation „Taliban-Bewegung in Pakistan“ kämpfen dort, im Grenzgebiet zu Afghanistan, rund ein Dutzend militanter Islamistengruppen. Der pakistanische Staat ist dort kaum präsent. Die Behörden und die Justiz gelten als hochgradig korrupt und ineffizient. Das hat den Militanten in vielen Gegenden einigen Auftrieb gegeben. Ein Versagen der staatlichen Stellen könnte das Ansehen der Regierung weiter beschädigen.

Und schon gibt es erste Berichte, wonach „karitative“ islamische Organisationen, von denen einige Verbindungen zu militanten Gruppen haben sollen, im Katastrophengebiet tätig sind. So soll die Organisation Falah-i-Insaniat bereits 13 Nothilfelager und sechs medizinische Camps im Flutgebiet aufgebaut haben.

Auch wenn die militanten Islamisten nach mehreren Offensiven der Armee im vergangenen Jahr geschwächt sind, könnten sie von einem Versagen des pakistanischen Staates bei der Bewältigung der Katastrophe profitieren und unter den Menschen der Region an Anerkennung und Zulauf gewinnen.

SASCHA ZASTIRAL