Der Schlächter von Breda

Versteckt hat er sich nicht. Im Gegenteil, ganz offen lebt der verurteilte Kriegsverbrecher in einer schmucklosen Hochhauswohnung in Ingolstadt. „K. Faber“ stand auf dem Klingelschild. Keine Tarnung, keine neue Identität. Zwei Reportern der Zeitung Sun war es 2007 ein Leichtes, den Mann zu finden und sogar zu fotografieren, der für 22-fachen Mord eigentlich bis zum Lebensende im Gefängnis sitzen sollte.

Klaas Carel Faber, vor 88 Jahren im nordholländischen Haarlem geboren, ist deutscher Staatsbürger, seit Adolf Hitler im Dienst des Dritten Reichs stehende Ausländer 1943 zu Deutschen erklärte. Drei Jahre zuvor meldete sich Faber, der aus einer Bäckersfamilie stammt, freiwillig zur Waffen-SS. Gemeinsam mit seinem Bruder Pieter Johan war er Teil der Groninger Abteilung des Sicherheitsdienstes (SD) und der berüchtigten Todesschwadron „Sonderkommando Feldmeijer“. Zudem gehörte er dem Exekutionskommando im Durchgangslager „Kamp Westerbork“ im Norden der Niederlande an. Die Erschießungen fanden in umliegenden Wäldern statt. Weiterhin war Faber Leibwache von Anton Mussert, dem Führer der Nationaal-Socialistische Beweging (NSB).

Nach der Befreiung der Niederlande wurden die Faber-Brüder festgenommen und 1947 zum Tode verurteilt. Der Anklage zufolge waren sie „die schlimmsten“ Mitglieder ihrer SD-Abteilung. Es hieß, Faber sei durchs Land gereist, um Widerstandskämpfer zu ermorden. Doch während der zwei Jahre ältere Bruder erschossen wurde, wandelte man die Strafe für Klaas Carel Faber in lebenslänglich um. Zusammen mit sechs anderen Kriegsverbrechern floh er am zweiten Weihnachtstag 1952 aus dem Gefängnis in Breda und setzte sich nach Deutschland ab. 1961 zog er nach Ingolstadt um, wo er bis zur Pensionierung bei Audi arbeitete.

Seit 2009 steht Klaas Carel Faber auf der Liste der meist gesuchten Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Die Niederlande haben jetzt einen europaweiten Haftbefehl für ihn ausgestellt. Alle bisherigen Auslieferungsanträge der Niederlande wurden abgelehnt, zuletzt 2004. TOBIAS MÜLLER