Der „Händler des Todes“

Jetzt also doch: Thailand liefert den als „Händler des Todes“ berüchtigten russischen Waffenschmuggler Viktor Bout an die USA aus. Dies hat am Freitag ein Berufungsgericht in Bangkok entschieden. Eine erste Instanz hatte eine Auslieferung noch abgelehnt. Dagegen hatten die USA Einspruch erhoben, denen Bout als einer der umtriebigsten Waffenhändler der Welt gilt. Im März 2008 war er in einem Bangkoker Luxushotel verhaftet worden. Verdeckte US-Ermittler hatten ihn nach Thailand gelotst – und sich dabei als Waffenkäufer der kolumbianischen Farc ausgegeben. Bout muss innerhalb von drei Monaten überstellt werden. In den USA droht ihm lebenslange Haft.

Bouts Leben liest sich wie ein Thriller: Nach offiziellen Angaben wurde der heute 43-Jährige als Sohn russischer Eltern im heutigen Tadschikistan geboren. Er selbst behauptet, in Turkmenistan zur Welt gekommen zu sein. Dem Ex-Luftwaffenoffizier, der sechs Sprachen spricht, sagte man zudem nach, für den ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes KGB gearbeitet zu haben. Bout leugnet das.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gründete er in den 1990er Jahren ein Transportimperium und stieg schließlich in den Waffenhandel ein. Bout, dessen Vita als Vorlage für den Hollywood-Film „Lord Of War“ mit Nicolas Cage gedient haben soll, versorgte des öfteren sämtliche rivalisierenden Parteien eines Konflikts mit Kriegsgerät. Unter anderem war er in der Demokratischen Republik Kongo, Ruanda, Sudan und Uganda aktiv. Auch galt er als Waffenlieferant für Liberias Exdiktator Charles Taylor und soll von diesem mit „Blutdiamanten“ bezahlt worden sein.

In Afghanistan zählten nicht nur die Taliban zu seinen Kunden, sondern auch die mit den USA verbündete Nordallianz. Pikant ist, dass Bout zudem direkt für USA und UNO tätig war: Sein Unternehmen transportierte UN-Friedenstruppen nach Somalia und Osttimor sowie Material für die US-Armee nach deren Invasion 2003 im Irak.

Bout selbst hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Russlands Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete das Urteil als „politisch motiviert“. Man wolle alles tun, um Bout zurück in die Heimat zu holen. NICOLA GLASS