WISSENSCHAFTLER GÜNTER GRAU:
: Nazis inhaftierten 50.000 schwule Männer

BERLIN | Etwa 50.000 schwule Männer sind nach aktuellen Erkenntnissen während der NS-Zeit wegen ihrer sexuellen Neigung zu Haftstrafen verurteilt worden. 5.000 bis 6.000 von ihnen seien als „Wiederholungstäter“ in KZs gebracht worden, sagte der Medizinhistoriker Günter Grau gestern bei der Vorstellung seines „Lexikons zur Homosexuellenverfolgung von 1933 bis 1945“ in Berlin. Sechzig Prozent der in KZs inhaftierten Schwulen hätten die Haft nicht überlebt.

In dem Lexikon hat Grau nach eigenen Angaben in rund 250 Beiträgen Forschungserkenntnisse zusammengetragen. Schwule Männer wurden während der NS-Zeit nach dem Paragrafen 175 des Reichsstrafgesetzbuchs verfolgt. Die Strafnorm galt auch lange Zeit noch in der Bundesrepublik. Lesbische Frauen wurden unter den Nazis zwar nicht strafrechtlich belangt; aber auch sie wurden Opfer von Ausgrenzung. Habe sich bei Verfolgung wegen eines anderen „Delikts“ wie Kontakt zu Juden der Hinweis auf Homosexualität verfestigt, seien Frauen oftmals in Konzentrationslager gebracht worden. Zahlen über lesbische Opfer gebe es aber nicht. (epd)