Guttenberg gefällt ihm

Doktor a. D. Karl-Theodor zu Guttenberg genießt im Onlinenetzwerk Facebook noch Unterstützung. Über 280.000 Nutzer haben zuletzt auf den Button „Gefällt mir“ gedrückt und so ihr Interesse an der Gruppe „Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg“ signalisiert. Gegründet hat die Gruppe Tobias Huch. Wie kommt Huch dazu, den Verteidigungsminister zu unterstützen?

Weil ihn die Hetzjagd empört, sagt er der taz. Vielleicht, weil er als FDP-Mitglied ein politisches Interesse hat. Wahrscheinlich, weil es mediale Aufmerksamkeit garantiert. Oder auch, weil er in Guttenberg einen Mann seines Schlages erkennt: einen Macher, der sich ums Gute und Wichtige kümmert. Es gibt zwei Versionen zur Person Huch. Seine geht so: Der schneidige Unternehmer wurde 2000 als Internetaktivist und Datenschützer bekannt, als es ihm gelang, sich in den Server des Justizministeriums zu hacken. Nachdem er 2008 durch eine Sicherheitslücke der halben T-Mobile-Kundendatenbank habhaft wurde, war er noch bekannter. Später fand er eine Sicherheitsücke auf den Servern der Drogeriekette Schlecker.

Die andere Sicht auf Huch ist schwer zu dokumentieren: Das Netz wäre voll von Seiten über ihn, doch viele wurden gelöscht. Sicher ist: Huch, geboren 1981 in Mainz, gründete mit 18 die Firma Erodata. Darüber vertreibt er sein Jugendschutzsystem ueber18.de zur Altersverifikation. Das hat ihm den Venus Award und den Eroticline Award eingebracht – Preise der Pornobranche. Zu seinem Weg zum Erfolg gehören die Medien. Als 2000 eine öffentliche Diskussion über Neonazis im Netz aufkocht, kapert Tobias Huch die Domain adolfhitler.de und platziert eine Pressemitteilung mit Verweis auf seine Firma. Später spendet er sie an shoa.de – eine Website zur Erinnerung an den Holocaust. Seither hat er sich oft ins Fahrwasser aktueller Kontroversen begeben. Er tauchte als Freund der Meinungsfreiheit im Umkreis von Pro-Sarrazin-Demonstrationen auf. Er handelte sich eine Strafanzeige ein, als er den Bund Deutscher Kriminalbeamter mit der Gestapo verglich. Er sei halt „konsequent liberal und bestimmt nicht kleinlaut“, sagt er. Auf die gerichtliche Auseinandersetzung freue er sich. FRÉDÉRIC VALIN